Obwohl rechtsextreme Parteien bei Wahlen kaum Erfolge für sich verbuchen können, ist laut der Argumentation der Autoren die Gefahr eines autoritären Rechtsrucks in Deutschland keineswegs gebannt. Vielmehr scheint es, daß rechtes und rechtsextremes Denken in Form völkisch-nationaler Ideologeme tief in den öffentlichen Diskurs eingedrungen ist. Für die Autoren besitzt diese Frage Brisanz, denn "[e]ntscheidend für die weitere Entwicklung der Gesellschaft, in der wir leben, ist es ja wohl, welche gesellschaftlichen Kräfte, ausgestattet mit welchen Machtvolumina und mit welchen Herrschaftsmitteln, mit welchen Ideologemen welche Politik vorantreiben wollen" (14). Die Analyse wird auf vier Ebenen vollzogen: Wissenschaft, Politik, Printmedien, Alltagsdiskurs. Folgende Kernideologeme werden dabei als entscheidend angesehen: Gleichsetzung von Volk und Nation, Vorrangstellung einer Volksgemeinschaft, Rechtfertigung eines starken Staates, völkisch/rassistische Konstruktion eines inneren Feindes und weitere. Das Ergebnis der Analyse zeigt, "daß völkisch-nationalistische Ideologeme im Denken der Menschen selbst eine nicht unerhebliche Rolle spielen. [S]ie sind offensichtlich in das "normale" Alltagsdenken eingemeindet worden." (246) Gelegentlich tritt das politische Interesse der Autoren jedoch stark in den Vordergrund: "Die Existenz völkischer Elemente im gesellschaftlichen Gesamtdiskurs der 'Mitte' der Bundesrepublik scheint uns angesichts der nicht enden wollenden Gewalt gegen sog. 'Ausländer' und Andersdenkende, der De-facto Abschaffung des Asylrechts und der Rückkehr Deutschlands in das Lager der militärischen Großmächte, außer Frage zu stehen!" (56) Inhalt: 1. Die Brisanz des völkischen Nationalismus. Einleitung: Siegfried Jäger: Über das Eindringen von Ideologemen des Völkischen Nationalismus in den öffentlichen Diskurs (11-25); Hellmut Kellershohn: Völkischer Nationalismus und seine Kernideologeme. Eine knappe Begriffserklärung (26-30); Siegfried Jäger / Dirk Kretschmer: Brisante Themen oder: Wo treten völkisch-nationalistische Ideologeme bevorzugt auf? (31-33). 2. Völkischer Nationalismus in Politik, Medien und Alltag. Empirische Untersuchungen: 2.1 Politische Wissenschaft: Dirk Kretschmer / Siegfried Jäger: Mehr Autorität im Inneren: Ein kurzer Blick auf neurechte Argumentationen im Diskurs der politischen Wissenschaften (37-55). 2.2 Politik: Dirk Kretschmer / Manfred Jäger: Symbolische Politik der "Mitte" – nach rechts gewandt. Ein Überblick (56-59); Birgit Griese: "Ich würd sagen, daß der Spuk vorbei ist". Analyse von Interviews mit Politikern der "Mitte" (60-75); Coerw Krüger: Völkisch-nationalistische Ideologeme im Bundestagswahlkampf 1994 (76-99); Frank Wichert: Die konjunkturelle Entwicklung des Themas Asyl im Deutschen Bundestag (100-119). 2.3 Medien: Siegfried Jäger / Dirk Kretschmer: Die Medien als Anstifter der Brandstifter? Völkischer Nationalismus in den Medien (120-213). 2.4 Alltag: Gabriele Cleve: Rassismus und völkisches Denken im Alltag (214-246). 3. Schlußfolgerungen und Gegenstrategien: Siegfried Jäger / Margret Jäger: Deutschland driftet nach rechts (249-260).