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Robert Kurz

Der Tod des Kapitalismus. Marxsche Theorie, Krise und Überwindung des Kapitalismus

Hamburg: LAIKA Verlag 2013 (LAIKAtheorie); 164 S.; 14,90 €; ISBN 978-3-942281-59-1
Das Buch versammelt knapp 30 Aufsätze des 2012 verstorbenen marxistischen Philosophen und Journalisten Robert Kurz. Eine kurze Internetrecherche lässt vermuten, dass es sich wohl um bislang nicht in Buchform veröffentlichte Texte handelt – eine genaue Information hierzu sucht man jedoch sowohl im Buch als auch auf der Seite des Verlages vergeblich; ebenso fehlen Angaben zum Entstehungszusammenhang und ‑zeitpunkt der Aufsätze (die aber, wie sich beim Lesen erschließt, zumindest allesamt in den letzten Jahren entstanden sind). Dieser Mangel an Informationen ist ebenso unverständlich wie ärgerlich. Abgesehen davon aber lohnt sich der Blick in die Texte durchaus. In Form von Essays, Interviews und Stellungnahmen setzt sich Kurz insbesondere mit der gegenwärtigen Wirtschafts‑ und Finanzkrise sowie den damit verbundenen politischen Bewältigungsversuchen und sozialen Protesten auseinander. Kurz sieht den Kapitalismus seinem Ende entgegengehen: „[D]ie 3. industrielle Revolution der Mikroelektronik“ habe zu einem „strukturelle[n] Bruch der kapitalistischen Entwicklung“ geführt; „[a]uf diesem qualitativ veränderten Niveau der Produktivität konnte kein Terrain realer Akkumulation mehr erschlossen werden. Deshalb entwickelte sich auf der Basis von Verschuldung und substanzlosen Finanzblasen […] eine globale Defizitkonjunktur, die nicht dauerhaft tragfähig sein konnte“ (19). Diese Charakterisierung ist grundlegend für die weiteren Texte des Buches. Der gegenwärtige und zukünftige Kapitalismus kann nunmehr nur als Krisenkapitalismus existieren, der die „absolut[e] innere Schranke des Kapitals“ (72) offenbart. Obwohl der Autor auf hohem theoretischem Niveau argumentiert, sind die Texte angenehm verständlich formuliert und halten auch für Leser_innen ohne detaillierte Vorkenntnisse der marxistischen Theorie anregende Erkenntnisse bereit. Nichtsdestotrotz stellt die Theorie für Kurz ein „eigenständige[s] Moment sozialer Emanzipation“ (11) dar, worauf Claus Peter Ortlieb in seinem Vorwort verweist: Die politische Erfolglosigkeit der linken Bewegungen sei, so Kurz in einem früheren Beitrag, unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Theorie der kapitalistischen Entwicklung zum bloßen Instrument degradiert worden sei, zum Legitimationsmoment politischer Interessen. Insofern ist dieses Buch – wie auch Kurz' gesamtes Lebenswerk – nicht nur als aufmerksame Charakterisierung zeitgenössischer Entwicklungen zu lesen, sondern auch als starkes Plädoyer für eine theoretisch fundierte Sozialwissenschaft.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.46 | 5.43 | 5.45 | 4.43 | 2.22 | 2.65 | 2.68 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Robert Kurz: Der Tod des Kapitalismus. Hamburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36634-der-tod-des-kapitalismus_44103, veröffentlicht am 23.01.2014. Buch-Nr.: 44103 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken