Die These Wrights ist höchst eingängig: Man hätte Al Kaida stoppen können, sofern es einen unbehinderten Informationsfluss zwischen den US-Diensten gegeben hätte und diese ihre Bewertungen gemeinsam getroffen hätten. Stattdessen achteten FBI, CIA und NSA eifersüchtig darauf, ihre Daten nicht auszutauschen. Ob es auch ohne Osama Bin Laden, der sich keineswegs so geradlinig zum Terroristenführer entwickelte, wie so mancher in der Nachschau es darstellen möchte, zu diesem Terrorakt auf das WTC und Pentagon gekommen wäre, ist nach Wright eindeutig mit Nein zu beantworten. Er charakterisiert Bin Laden als einen zutiefst religiösen Menschen, der anfangs eher ziellos seine Möglichkeiten auslotete, für den der Afghanistankrieg gegen die sowjetischen Truppen eine Art Erweckungserlebnis war, und der zunächst Führung über seine finanziellen Ressourcen definierte. Das änderte sich erst nach dem wirtschaftlichen Desaster im Sudan, eingeleitet durch die Expatriierung durch Saudi-Arabien. Ein tatsächlich bedeutsamer, zweifellos charismatischer, transnationaler Terrorist wurde Bin Laden aber erst 1998 durch die Anschläge auf die US-Botschaften in Nairobi und Daressalam. Die gut recherchierte Darstellung des Pulitzerpreisträgers Wright trägt viele Züge eines tragischen Agententhrillers mit Helden und Anti-Helden, und dies ist dem Thema keineswegs reißerisch abträglich, sondern durchaus angemessen: Da ist der Mastermind des Anschlags auf das World Trade Center, der über mehrere Jahrzehnte hinweg sein Profil entwickelt, beeinflusst durch die Geschichte der Muslimbruderschaft, den 1966 durch Nasser hingerichteten Ägypter Sajid Qutb, und nicht zuletzt durch den höchst agilen und nicht weniger fanatischen al-Sawahiri an seiner Seite. Und da sind die amerikanischen Sicherheitsorganisationen, das FBI, die CIA, die erst Mitte der 90er-Jahre auf den saudischen Unternehmersohn Osama Bin Laden aufmerksam werden, sich bis zum 11. September 2001 allerdings mehr gegenseitig behindern als den Gegner ins Ziel zu nehmen.