Rechtswiss. Diss. HU Berlin; Gutachter: G. Werle, K. Marxen. - Der Autor konstatiert eingangs einen überraschenden Mangel an deutschsprachigen Studien zum Tokioter Kriegsverbrecherprozess, dem fernöstlichen Pendant zum Nürnberger Prozess. Er versucht allerdings nicht in erster Linie, diesem Mangel abzuhelfen, sondern untersucht vielmehr, wie die japanische Rechtswissenschaft auf die Prozesse reagierte und wie die Diskussionen in Politik und Wissenschaft sich gegenseitig beeinflussten. Dabei berücksichtigt er auch den Umgang der japanischen Öffentlichkeit mit japanischen Kriegsverbrechen. Den größten Teil der Studie nimmt jedoch die Darstellung juristischer Fragen im unmittelbaren Prozesszusammenhang ein. Osten stellt fest, dass die japanische Strafrechtswissenschaft sich „im Umgang mit dem Tokioter Prozeß äußerst zurückhaltend zeigte“. Dies sei „auch Ausdruck der Weigerung, sich mit der eigenen Rolle in dem Staat zu beschäftigen, der Gegenstand des Tokioter Tribunals war“ (145). Auch in der nichtjuristischen Literatur überwiege die Auffassung „dass es dem Tokioter Prozeß nur eingeschränkt gelungen sei, das durch und in Japan geschehene Unrecht in allen Facetten zu erfassen und aufzuarbeiten“ (169). Im Schlusswort kritisiert Osten Japans andauernde Weigerung, sich mit dem Kriegs- und Besatzungsunrecht ernsthaft zu beschäftigen. Damit hänge auch zusammen, dass das heutige Völkerstrafrecht in Japan „bislang keine Akzeptanz gefunden“ habe (185).