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Meropi Tzanetakis

Der verlorene Krieg. Drogenbusiness und Staatlichkeit in Westeuropa

Marburg: Tectum Verlag 2006; 201 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-8288-8968-2
Magisterarbeit Wien; Gutachterin: E. Kreisky. – Inwiefern hat „das Drogenbusiness Einfluss auf Staatlichkeit in westeuropäischen Industriegesellschaften“ (179)? Mit dem Begriff Drogenbusiness bezeichnet Tzanetakis alle globalen Akteure, die von der Produktion, dem Handel und dem Konsum von illegalen Drogen profitieren. Dieses Geschäft beleuchtet sie von der Nachfrage- und Angebotsseite, dabei konzentriert sie sich auf Letztere. Diese unterteilt sie in zwei Bereiche: in den „Wettbewerbssektor“, der den Bereich der Produktion von Drogen umfasst, und in den „Sektor der Oligopole“. Letzterer erstreckt sich auf den Bereich der Großhändler und Wiederverkäufer. Die Autorin beschreibt die Organisationseinheiten des Drogenhandels als klein, dezentralisiert, netzwerkartig strukturiert und gut funktionierend. Da der Drogenmarkt in der Illegalität operiere, würden die Nationalstaaten nicht regulativ eingreifen, sondern durch ihre strafrechtliche Verbotspolitik versuchen, den Markt zu unterbinden. Insgesamt komme es auf der strukturellen Ebene zu einer Marktkonzentration bei Großhändlern und Wiederverkäufern. Währenddessen herrsche bei Kleinhändlern und Produzenten Konkurrenz. Dies habe zur Konsequenz, dass sich wenige Anbieter im Bereich der Großhändler und Wiederverkäufer hohe Gewinnspannen teilen. Die staatliche Drogenbekämpfung treffe zumeist die Bereiche des „Wettbewerbssektors“, nicht jedoch die Akteure des „Sektors der Oligopole“, wo Korruption, Geldwäsche oder Investitionen in legale Unternehmen eine Rolle spiele. Der mächtige „Sektor der Oligopole“ werde hingegen durch die staatliche Repression nur wenig am Handeln behindert. Tzanetakis stellt dieses Wechselwirkungsspiel zwischen Drogenhandel und Staat in Westeuropa ausführlich dar. Sie zieht die Schlussfolgerung, dass es zu einem Bedeutungsverfall von nationalstaatlicher Entscheidungsmacht und „zu einer Verlagerung gewisser Staatsaufgaben an transnationale Netzwerke und Institutionen“ (180) gekommen ist.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.2 | 2.21 | 2.25 | 2.61 | 2.65 | 4.45 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Meropi Tzanetakis: Der verlorene Krieg. Marburg: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/25948-der-verlorene-krieg_30170, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 30170 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken