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Ralph-Michael Peters

Der zögerliche Schritt des Flamingos. Wahlen, Rechtsstaatlichkeit und Demokratisierung in Kenya

Online-Publikation 2012 (http://ediss.sub.uni-hamburg.de/volltexte/2012/5565/pdf/Dissertation.pdf); 415 S.
Diss. Hamburg; Begutachtung: R. Tetzlaff, C. Jakobeit. – Das ostafrikanische Kenia gehört typischerweise zu den Ländern, denen aus europäischer Sicht nur eine geminderte Aufmerksamkeit zuteil wird. Peters Beobachtungsperspektive kompensiert dieses Defizit nachgerade über – nicht nur, dass er selbst in Nairobi und also nahe am Geschehen lebt, seine sehr detail- und informationshaltige Arbeit basiert zudem auf einer sechzehnjährigen Materialsammlung. Im Zentrum seiner Befassung mit dem Demokratisierungsprozess in Kenia von Ende der 1980er-Jahre bis zu den Wahlen 2007 steht dabei die – eher implizit formulierte – Frage, wie sich diese Demokratisierung konkret vollzogen hat und immer noch vollzieht. Für Peters ergibt sich eine Dreiteilung des Prozesses. In einer ersten Phase, die er von 1978 bis 2002 ansetzt, stand das „Selbstbehauptungs- und Beharrungsvermögen des Langzeit-Autokraten Daniel arap Moi“ (16) im Mittelpunkt, während es in der Phase von 2002 bis 2007 dem lange marginalisierten und zersplitterten Oppositionsbündnis endlich – durch den Wahlsieg 2002 – gelang, sich gegen arap Moi durchzusetzen. Die dritte Phase schließlich setzte mit der politischen Erosion eben jenes Oppositionsbündnisses im Zusammenhang mit den Wahlen von 2007 ein, wofür nicht gelöste ethnische Konflikte und eine grassierende Korruption der politischen Eliten hauptursächlich gewesen seien. Zwar entbehrt die Arbeit nicht einer fundierten theoretischen Grundlage, etwa einer auf Merkel gestützten Einordnung verschiedener Demokratisierungsgrade, jedoch stehen die einzelnen Teile doch sehr nebeneinander. Dadurch wirkt die ohnedies eher deskriptiv denn analytisch angelegte Dissertation ähnlich „offen und unabgeschlossen“ (372) wie der Prozess der Demokratisierung in Kenia selbst. Es ist im Übrigen jene Langwierigkeit und Fragilität des Demokratisierungsprozesses, die Peters zu dem eher ungewöhnlichen Titel inspiriert hat. Da bleibt nur zu hoffen, dass die Tiere im Lake-Nakuru-Nationalpark noch so lange eine Zuflucht finden, bis man in der Zusammenschau von Demokratie und Kenia an weniger zerbrechliche oder zögerliche Tiermetaphern denken mag.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.67 | 2.2 | 2.22 | 2.21 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Ralph-Michael Peters: Der zögerliche Schritt des Flamingos. 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35447-der-zoegerliche-schritt-des-flamingos_42729, veröffentlicht am 06.09.2012. Buch-Nr.: 42729 Rezension drucken