Als Arzt, Ökonom und Bundestagsabgeordneter vereint Lauterbach in seltener Form vielfältige Fachkompetenzen in seiner Person. Sein Buch ist eine Anklageschrift gegen die Ungerechtigkeit in Deutschlands Sozial- und Bildungssystemen. Diese Ungerechtigkeit koste nicht nur Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch Menschenleben. Und sie schade der Demokratie. Die Schuld für die von ihm mit vielen Fakten und Grafiken belegten Zustände gibt er einer gesellschaftlichen Gruppe der Privilegierten. An ihnen scheitere bislang jede gerechte Reform. Lauterbach konzentriert sich in jedem Kapitel auf ein Politikfeld. Angefangen bei der Bildung, wechselt er zum Gesundheitssektor, der den meisten Raum des kompakten Buchs einnimmt, und widmet sich schließlich der Renten- und der Pflegeversicherung. Jeder Abschnitt beginnt mit einem kurzen, meist szenischen Einstieg, in dem ein passendes und berührendes Schicksal geschildert wird. Nach der stets pointiert formulierten, dabei aber immer differenzierenden und wissenschaftlich begründeten Argumentation endet jedes Kapitel mit einer Liste von Verbesserungsvorschlägen. Lauterbach weist auf elementare Missstände hin und liefert dem Leser eine Flut statistischen Materials als Argumentationsstoff für Diskussionen zum Thema. Wer das Wort „Gesundheitsreform“ nicht mehr hören kann, wird mit diesem Buch geheilt. Denn selbst wenn man Lauterbach nicht in bis ins letzte Detail folgen mag oder z. T. andere Schlüsse aus der Faktenlage zieht, so gelingt es ihm doch, neues Interesse für die behandelten Politikfelder zu schaffen.