
Die Antwort
Das neue Buch von Alice Schwarzer ist mehr als nur eine Antwort auf einzelne Diskriminierungen von Frauen in Beruf, Familie oder Gesellschaft. Es ist vielmehr Rückschau auf die Wurzeln der Frauenbewegung (u. a. auf die Selbstbezichtigungskampagne „Ich habe abgetrieben“ und gegen den Paragrafen 218), Bestandsaufnahme des bereits Erreichten (u. a. gleiche Bildungsstandards, sexuelle Selbstbestimmung), aber auch Kritik an bestehenden und sich neu formierenden Exklusions- und Unterdrückungsmechanismen gegenüber Frauen, die von fundamentalem Biologismus, religiösem Fanatismus und sexistischen Einstellungen, u. a. in der Medien- und Modewelt, ausgehen. Die nach Themenschwerpunkten gegliederten Kapitel sind gleichsam eine Mischung aus Faktenwissen und persönlichen Erinnerungen der Autorin an einen über dreißig Jahre gelebten Feminismus. Obwohl das Buch in anschaulicher, stilistisch formvollendeter Weise einmal mehr zur gesellschaftspolitischen Debatte um Gleichberechtigung einlädt, enthält es nicht sehr viel Neues, das nicht auch schon durch die Zeitschrift Emma bekannt wäre. Hinzu kommt, dass es der durchaus gut fundierten Argumentation an Quellen- und Zitatnachweisen mangelt. Die Nennung der herangezogenen Studien würde nicht nur die weitere Beschäftigung mit einzelnen Themenkomplexen erleichtern, sondern auch der Kritik vorbeugen, intransparent und beliebig eigene Argumente mit vermeintlich wissenschaftlicher Expertise untermauern zu wollen. Trotz dieser Einschränkungen ist das Buch ein Gewinn für die aktuelle Debatte um die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Es zeugt von einer wachsame Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Tendenzen vor dem Hintergrund biologistischer Annahmen von Geschlecht und religiöser Frauenfeindlichkeit unter dem Deckmantel kultureller Eigenheiten.