Skip to main content
Jürgen Brokoff

Die Apokalypse in der Weimarer Republik

München: Wilhelm Fink Verlag 2001; 188 S.; 30,60 €; ISBN 3-7705-3603-7
Die hier vorliegenden Studien unterziehen die Apokalypse einer literaturwissenschaftlichen Analyse. "Es geht um die Analyse einer 'Redeform'. Nicht ein außerhalb des Textes stattfindender Untergang und Neubeginn, auch nicht eine außerhalb des Textes möglicherweise vorhandene Erwartung von Untergang und Neubeginn, sondern die Art und Weise, 'wie im Text von Untergang und Neubeginn die Rede ist', steht im Blickpunkt des Interesses." (9) Ausgehend von einer textkritischen Untersuchung der Johannesoffenbarung, für die die Unterscheidung von Transzendenz und Immanenz strukturbildend - nämlich sowohl als Sprechsituation als auch als Entscheidungsstruktur - ist, werden Texte, die während der Weimarer Republik entstanden sind, untersucht. Brokoff widerspricht der These, dass es sich bei diesen Texten um eine säkularisierte Apokalypse handele. Die religiöse Unterscheidung zwischen Transzendenz und Immanenz ist zwar auf den Bereich des Politischen übertragen worden, insofern findet eine Politisierung der Apokalypse statt, aber die "Transzendenz Gottes [ist] durch eine andere Transzendenz ersetzt worden" (11), möglicherweise auch - wie bei Ernst Jünger - in das Innere des einzelnen Kämpfers verlagert. Dabei wird deutlich, dass die Apokalypse nicht nur über ein Geschehen berichtet, dem Gewalt innewohnt, sondern: "das diskursive Regime der Apokalypse ist selbst eine Form der Gewaltherrschaft. Die Gewalt dieser Redeform ist um nichts weniger apokalyptische Gewalt. Die apokalyptische Gewalt spricht." (173) Inhalt: 1. Wahrheit und Gewalt: Die Struktur des apokalyptischen Textes; 2. Die Apokalypse und der Souverän: Carl Schmitts Theorie des Politischen; 3. Die apokalyptische Dekonstruktion des Rechts: Walter Benjamins Theorie der Gewalt; 4. Der Untergang der bürgerlichen Gesellschaft: Ernst Jüngers Theorie des Arbeiters; 5. Die Apokalypse als inneres Erlebnis: Ernst Jüngers Kampf; 6. Die Introzendenz des Deutschen: Adolf Hitlers apokalyptische Weltanschauung; 7. Epilog: Der Modernitätsanspruch der Apokalypse.
Heinz-Werner Höffken (HÖ)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg.
Rubrizierung: 2.311 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Heinz-Werner Höffken, Rezension zu: Jürgen Brokoff: Die Apokalypse in der Weimarer Republik München: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/16366-die-apokalypse-in-der-weimarer-republik_18794, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 18794 Rezension drucken