Karst gehörte in der Gründungsphase der Bundeswehr zu den Mitarbeitern Baudissins. Dessen Reformkurs hat er allerdings schon sehr bald verlassen und sich zum Sprachrohr einer konservativen Interpretation der Funktion von Militär in der Gesellschaft gemacht. Die von Karst schon in den sechziger Jahren aufgestellten Forderungen, den Soldaten nicht zu politisieren, werden hier wiederholt und für die neunziger Jahre fortgeschrieben. Karst fordert Kenntnis der Geschichte, die es ermöglichen soll, die Aufgabe und Rolle des Soldaten besser beurteilen und einordnen zu können. Dabei ist allerdings problematisch, daß er nicht zwischen historischer Kenntnis und politischer Perspektive unterscheidet: Insofern kann er behaupten, daß zum Beispiel im Ersten Weltkrieg "der 'Primat der deutschen Politik' nicht selten in schwachen Händen lag, so daß die 'Militärs', daß heißt Hindenburg und Ludendorff, fast zwangsläufig genötigt waren, mehr 'politischen Einfluß' zu nehmen, um, wie sie meinten, das Reich zu retten und den Krieg zu gewinnen" (223). Karst argumentiert gegen die Legendenbildung, die das Militär in der deutschen Geschichte in seiner Bedeutung negativieren wolle, aber er stellt dagegen nur eine andere, nämlich konservative Legendenbildung. Inhaltsübersicht: 1. Soldat im politischen Biedermeier?; 2. Bundeswehr im Meinungsstreit; 3. Deutsche Soldaten in internationaler Solidarität?; 4. Jahrhundert der Kriege?; 5. Das schillernde Phänomen des "deutschen Militarismus"; 6. Soldat und Politik - eine Last soldatischer Tradition; 7. Auftrag und Sinngebung des Soldaten.