Anliegen des Kolloquiums war es, "das Forschungsdefizit im Bereich der deutsch-französischen Wirtschaftsbeziehungen der Nachkriegsperiode durch eine Reihe innovativer Beiträge zu reduzieren und somit zu einer notwendigen Ergänzung der überwiegend diplomatiegeschichtlich orientierten deutsch-französischen Zeitgeschichtsforschung beizutragen" (8). Es findet keine isolierte Betrachtung des Bereichs der Wirtschaft statt, sondern vielmehr wird auf die Interdependenz zwischen Wirtschaft und Politik hingewiesen. Die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen werden im Lichte der zunehmenden Verflechtung der europäischen Ökonomien untersucht (7). Eine Beschränkung der Analyse auf die ersten fünfzehn Jahre nach Kriegsende fand u. a. deswegen statt, weil diese Phase für die gegenwärtigen deutsch-französischen Beziehungen grundlegend war und außerdem die Weichen für die europäische Integration gestellt wurden. Die Beiträge gliedern sich in drei Themenbereiche: Es geht im ersten Ansatz um die Rahmenbedingungen und politischen Vorgaben der Wirtschaftsbeziehungen, im zweiten Bereich um Einzelprobleme wie Interessengegensätze, die Normalisierung und den Ausbau der Beziehungen, den Weg nach Europa und schließlich um die industriellen und privatwirtschaftlichen Beziehungen, die anhand von Fallbeispielen von Unternehmenskooperationen in Schlüsselbereichen der Wirtschaft analysiert werden. Inhalt: Jacques Bariéty: Les enjeux des relations économiques franco-allemandes au XXe siècle (11-17); Raymond Poidevin: Les conditions d'une difficile reprise des relations économiques après 1945 (19-24); Gérard Bossuat: Les conceptions françaises des relations économiques avec l'Allemagne (1943-1960) - Détruire, supporter, coopérer. Le Quai d'Orsay et le Ministère des Finances entre l'illusion et la résignation (25-62); Hanns Jürgen Küsters: Konrad Adenauer und die Idee einer wirtschaftlichen Verflechtung mit Frankreich (63-84); Christoph Buchheim: Die deutsch-französischen Wirtschaftsbeziehungen im Spiegel der Zahlungsbilanz 1945-1970 (85-100); Volker Hentschel: Zwischen Zahlungsunfähigkeit und Konvertibilität. Frankreich und Deutschland in der Europäischen Zahlungsunion (101-133); Ulrich Albrecht: Rüstungsfragen im deutsch-französischen Verhältnis (1945-1960) (135-169); Wilfried Loth: Deutsche und französische Interessen auf dem Weg zu EWG und Euratom (171-187); Andreas Wilkens: Verständigung von Wirtschaft zu Wirtschaft. Interessenausgleich zwischen deutscher und französischer Industrie 1947-1955 (189-223); Werner Bührer: Frankreich und das Ruhrgebiet - Mythos und Realität (225-236); Sylvie Lefèvre: Les sidérurgistes français propriétaires de charbonnages dans la Ruhr (1945-1954) (237-247); Matthias Kipping: Welches Europa soll es sein? Der Schuman-Plan und die deutsch-französischen Industriebeziehungen (249-271); Claude Carlier: Les débuts de la coopération aéronautique: le Groupe O (273-279); Félix Torres: Les archives d'entreprise en France: Histoire et mise en perspective (281-289); Horst A. Wessel: Deutsche Wirtschaftsarchive: Bestände, Forschungen, Entwicklungen (291-307); Rainer Hudemann: Wirtschaftsbeziehungen im deutsch-französischen Verhältnis der Nachkriegsperiode: Stand und Perspektiven der Forschung (309-320); Roger Fauroux: Les relations économiques franco-allemandes: Aujourd'hui et demain (321-328).