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Johann Schmid

Die Dialektik von Angriff und Verteidigung. Clausewitz und die stärkere Form des Kriegführens

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011 (Globale Gesellschaft und internationale Beziehungen); 280 S.; 39,95 €; ISBN 978-3-531-18085-4
Diss. Köln; Gutachter: Th. Jäger. – Im Unterschied zur anhaltend intensiven Rezeption der Kriegstheorie Carl von Clausewitz‘ im englischsprachigen Raum stoßen seine Schriften in Deutschland erst seit wenigen Jahren wieder auf ein gesteigertes Interesse. Oberstleutnant Schmid zielt mit seiner Analyse nun nicht nur auf ein besseres Verständnis, sondern auch auf eine militärisch-strategische Nutzbarmachung der Kriegstheorie des preußischen Generals. Er fragt, ob sich Clausewitz‘ These zum Stärkeverhältnis zwischen Angriff und Verteidigung aufrechterhalten lässt. Clausewitz erkannte in der Verteidigung die stärkere Form der Kriegsführung und widersprach damit einer Vielzahl namhafter Kriegstheoretiker, insbesondere seinem Zeitgenossen Napoleon Bonaparte. Schmid weist überzeugend nach, dass Clausewitz diese Aussage nicht nur auf die Kriege des frühen 19. Jahrhunderts bezogen wissen wollte, sondern dass es sich um eine These mit überzeitlichem, universellem Geltungsanspruch handelt. Am Beispiel der deutsch-österreichischen Offensive am Isonzo von 1917, die Schmid als Angriff aus Schwäche betrachtet, und des israelisch-arabischen Sechstagekrieges, der sich laut Schmid als Präventivangriff begreifen lässt, zeigt er, dass Clausewitz‘ These einer kritischen Überprüfung nicht standhält. Er habe aus einem „Idealbild beziehungsweise einem Spezialfall der Verteidigung [...] in unzulässiger Weise generische Aussagen über das unveränderliche Wesen von Angriff und Verteidigung“ (250) abgeleitet. Schmid bemüht sich, die Inkonsistenz der Argumentation Clausewitz‘ aufzudecken. Dieses Ergebnis überrascht jedoch angesichts der verheerenden Folgen eines Erstschlages bei einem möglichen Hightech-Krieg zwischen Groß- oder Mittelmächten und den neuen, asymmetrischen Formen der Kriegsführung wie Cyber- und Terrorangriffen kaum.
Marius Hildebrand (HIL)
M. A., Politikwissenschaftler, Doktorand, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.1 | 5.33 | 5.34 | 4.41 | 2.63 Empfohlene Zitierweise: Marius Hildebrand, Rezension zu: Johann Schmid: Die Dialektik von Angriff und Verteidigung. Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34020-die-dialektik-von-angriff-und-verteidigung_40776, veröffentlicht am 30.06.2011. Buch-Nr.: 40776 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken