Skip to main content
Stephan Leibfried (Hrsg.)

Die Exzellenzinitiative. Zwischenbilanz und Perspektiven. Hrsg. für die interdisziplinäre Arbeitsgruppe Exzellenzinitiative der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2010 (Interdisziplinäre Arbeitsgruppen. Forschungsberichte 24); 313 S.; kart., 19,90 €; ISBN 978-3-593-39264-6
Die 2005 ins Leben gerufene „Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen“ stellt einen Paradigmenwechsel in der Hochschulpolitik dar, denn sie zielt auf eine wettbewerbliche und forschungsorientierte, vertikale wie horizontale Differenzierung des Hochschulsystems. Trotz zahlreicher kontroverser Stellungnahmen und Bewertungen habe die Exzellenzinitiative langjährige Reformblockaden überwunden und enorme Mobilisierungseffekte ausgelöst, so lautet das einhellige Urteil der „Interdisziplinären Arbeitsgruppe Exzellenzinitiative“. Sie wurde von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften eingesetzt, um die bisherigen Entwicklungen aus einer unabhängigen Beobachterperspektive kritisch zu würdigen und Anregungen für die zweite Förderphase (2011-2017) zu geben. Neben einer allgemeinen Stellungnahme der Arbeitsgruppe, in der die institutionellen Bedingungen (besondere Verfahrensarchitektur, föderaler Wettbewerb) sowie die Herausforderungen der Hochschulen (Governance, Personalentwicklung, Chancengleichheit der Fächer) benannt und Perspektiven aufgezeigt werden, enthält der Band Analysen einzelner Mitglieder der Arbeitsgruppe zu ausgewählten Themen. Einen interessanten Einblick in den Begutachtungs- und Auswahlprozess gibt Michael Zürn, der 2005 in die Gemeinsame Kommission zur Exzellenzinitiative gewählte wurde. Das Auswahlverfahren habe unter einem enormen Zeitdruck gestanden, was dazu geführt habe, dass die Selektionskriterien „nicht hinreichend klar“ waren und „auch nicht konsistent angewandt“ (223) wurden. Matthias Koenig geht auf mögliche „unbeabsichtigte Nebenfolgen der Nachwuchsförderung“ (212) ein und mahnt u. a., dass für nachfolgende Kohorten sich langfristig die Arbeitsmarktchancen verschlechtern könnten. Dagmar Simon, Patricia Schulz und Michael Sondermann befassen sich mit den abgelehnten Anträgen auf Exzellenzcluster und zeigen, dass der überwiegende Teil der Vorhaben mit anderen Mitteln, „wenn auch in wesentlich kleinerem Umfang“ (194) umgesetzt werden konnte. Insgesamt habe die Exzellenzinitiative zu Machtverschiebungen und neuen Hierarchien im Wissenschaftsraum geführt, dessen systemische Effekte zu untersuchen seien, heißt es weiter.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.343 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Stephan Leibfried (Hrsg.): Die Exzellenzinitiative. Frankfurt a. M./New York: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32648-die-exzellenzinitiative_38970, veröffentlicht am 03.11.2010. Buch-Nr.: 38970 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken