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Karl Heinz Roth / Zissis Papadimitriou

Die Katastrophe verhindern. Manifest für ein egalitäres Europa

Hamburg: Edition Nautilus 2013 (Nautilus Flugschrift); 128 S.; 9,90 €; ISBN 978-3-89401-785-9
Karl Heinz Roth und Zissis Papadimitriou liefern mit ihrem „Manifest für ein egalitäres Europa“ einen sozialen, ökonomischen und politischen Gegenentwurf zum – wie sie es nennen – neomerkantilistischen Projekt der bisher dominierenden Eliten. Im ersten Teil des Buches beleuchten sie die Ursachen der Folgen, die sich seit 2007 aus der europäischen Krise ergeben – unter anderem die enorme Zunahme der Arbeitslosigkeit, insbesondere von jungen Menschen, der Altersarmut und der Ghettoisierung. Die Autoren schildern die miteinander verschränkten ökonomischen und ideologischen Entwicklungen seit den 1970er‑Jahren und verdeutlichen, dass die genannten gravierenden Folgen der Krise hausgemacht sind. Aus ihrer Sicht ging der europäische Integrationsprozess immer auch einher mit der Ausweitung von Austeritätsprogrammen, vor allem in den Staaten der europäischen Peripherie. Gleichzeitig seien die sozialen und politischen Gegenkräfte in den europäischen Kernländern, die dieser Entwicklung hätten entgegentreten können, zerbröckelt. Damit legen die beiden Autoren den Finger in die Wunde der sozialistischen und sozialdemokratischen Parteien Europas, die diese Prozesse selbst mit den von ihnen gestellten Regierungen (etwa in Großbritannien und Deutschland) vorangetrieben haben. Um eine Verschärfung der Krise zu verhindern, fordern Roth und Papadimitriou deshalb im zweiten Teil ein institutionelles Umdenken und liefern zugleich ein eigenes Aktionsprogramm mit, in dem sie eine Rückverteilung des gesellschaftlichen Wohlstands sowie ein gleichberechtigtes Zusammenleben aller Bürger Europas als Zielvorgabe formulieren. Die ursprünglichen Trägerschichten eines solchen Systemwandels, die Arbeiterklassen, haben sich ihrer Beobachtung nach aber angesichts der Herausbildung eines „Multiversums der arbeitenden Klassen und Schichten“ (82) überholt. Eine möglicherweise neue zentrale Kraft der von den Autoren geforderten und in Grundzügen skizzierten „Föderativen Republik Europa“ (111) könnte durch die Gründung einer „Assoziation Egalitäres Europa“ entstehen, „die in allen Regionen Europas Fuß fasst und sich in allen Bereichen des neuen Multiversums der Unterklassen verankert“ (120). Die Trägerschichten dieser sogenannten Bewegung von unten müssten sich hierzu neu denken, neu organisieren und dabei die nationalstaatliche Perspektive verlassen und sich der europäischen Ebene zuwenden.
Christoph Mohamad-Klotzbach (CHM)
M. A., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft und Sozialforschung, Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Rubrizierung: 3.1 | 3.4 | 3.5 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Christoph Mohamad-Klotzbach, Rezension zu: Karl Heinz Roth / Zissis Papadimitriou: Die Katastrophe verhindern. Hamburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36455-die-katastrophe-verhindern_44550, veröffentlicht am 28.11.2013. Buch-Nr.: 44550 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken