Diss. Hannover; Gutachter: O. Negt, J. Perels . – „Normalisierung“ könne als eine selbstbewusste Sinngebung verstanden werden, schreibt Hawel, Dinge würden zu dem, „was sie unter dem Gesichtspunkt des geschichtlichen Fortschritts bedeuten sollen“ (340). Dementsprechend sei das Verhältnis zwischen Vergangenheitsbewältigung und deutscher Außenpolitik seit 1989/90 zu erklären: Der fremde Ausnahmezustand werde zum Zwecke der eigenen Normalisierung instrumentalisiert. Der Autor erläutert seine These anhand von Beispielen von herausragender außenpolitischer Bedeutung. Dazu zählt er neben der Wiedervereinigung unter anderem den Golfkrieg 1991, den Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien, die Terroranschläge vom 11. September 2001 und den Irak-Krieg 2003. Ausführlich behandelt wird außerdem die europäische Integration als „verlängertes Operationsfeld deutscher Normalisierung“ (261). Abschließend fragt er nach einer Alternative. Eine angemessene Inanspruchnahme von Normalisierung habe keineswegs darin zu bestehen, so seine Meinung, „einer von Deutschland dominierten EU die Attribute einer imperialistischen Großmacht zu verschaffen“ (352). Europa wäre nur dann eine Friedensmacht, wenn es von der Umsetzung einer europäischen Militärstaatlichkeit ablasse und mit einem guten Beispiel auf die „Weltintegration Europas“ (352) setze. Leider führt Hawel keine Diktatoren oder terroristischen Gruppen namentlich an, die angesichts eines guten Beispiels vor Augen Menschenrechtsverletzungen eingestellt oder Kriege beendet hätten.