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Vincent Rzepka

Die Ordnung der Transparenz. Jeremy Bentham und die Genealogie einer demokratischen Norm

Berlin: Lit 2013 (Studien zur visuellen Politik 9); 150 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-643-12277-3
Masterarbeit HU Berlin; Begutachtung: H. Münkler. – Für Vincent Rzepka steckt im Modewort Transparenz weitaus mehr, als die meisten Menschen gemeinhin damit verbinden. Um sich dem Begriff zu nähern, bemüht der Autor einen ideengeschichtlichen Zugang und zeichnet einzelne Aspekte anhand der Aussagen verschiedener Autoren nach. Zunächst stellt Rzepka die sozio‑kulturellen Rahmenbedingungen des 17./18. Jahrhunderts dar, um „Herkunft und Gestalt“ (8) der Transparenz aufzuarbeiten. Zur weiteren Annährung an den Begriff werden naturwissenschaftliche Betrachtungen wie Newtons Feststellungen der „Offenheit und Durchsichtigkeit“ (45) oder auch die Publizität als „Prüfprinzip des Politischen auf Moralität“ (51) unter Heranziehung Kants beschrieben. Diese Ausführungen münden in die Darstellung des funktionalen Charakters der Transparenz bei Jeremy Bentham und seines demokratischen Ordnungskonzeptes. Entscheidend scheint hier die Feststellung Benthams, dass Kommunikation einen hochgradig unsicheren Charakter besitzt. Anhand der Beschreibungen des Panopticum‑Konzepts stellt der Verfasser heraus, dass Bentham Transparenz zunächst architektonisch begriffen habe, um „die Schaulust der bürgerlichen Öffentlichkeit“ (82) zu befriedigen. Dahinter stecke zudem die „Verbindung einer allgemeinen Öffentlichkeit mit der Leistungsfähigkeit einer Elite“ (89) mit dem Ziel des größten Glücks der größten Zahl. Damit soll gewährleistet werden, dass durch die Überprüfbarkeit der Elite weniger Misstrauen und ein Mehr an Gemeinwohl erreicht wird. Für Bentham sei die Rechtsunsicherheit das Feindbild der Demokratie, schreibt Rzepka. Daher spreche sich der Utilitarist für die Gewährleistung von Sicherheit durch Transparenz aus. „Zur Stiftung der neuen Ordnung greift Bentham dabei auf Misstrauen als einen Modus der Kontingenzreduktion zurück, der durch Transparenz umgesetzt werden soll.“ (116) Damit werden die Geheimnisse der Eliten in einzelnen Bereichen deutlich und überprüfbar beziehungsweise auch bestrafbar gemacht. Abschließend konstatiert der Autor, dass die Prominenz des Transparenzbegriffes oder auch die Forderung danach auf der größer werdenden Wahrnehmung von Unsicherheit und Kontingenz fuße. Die Reduktion der Kontingenz durch Misstrauen könne jedoch nur in Verbindung mit Vertrauen erfolgen.
Timo Freudenberger (TF)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 5.33 Empfohlene Zitierweise: Timo Freudenberger, Rezension zu: Vincent Rzepka: Die Ordnung der Transparenz. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36649-die-ordnung-der-transparenz_45074, veröffentlicht am 23.01.2014. Buch-Nr.: 45074 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken