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Anatol Adam

Die Organisation der brasilianischen Grenzsicherungspolitik. Eine transaktionskostenökonomische Analyse

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011 (Globale Gesellschaft und internationale Beziehungen); 230 S.; 39,95 €; ISBN 978-3-531-18065-6
Diss. Köln; Begutachtung: T. Jäger, W. Wessels. – Sich wandelnde und teils diffuse Bedrohungslagen im Bereich der grenzüberschreitenden Kriminalität haben in Brasilien dazu geführt, dass Aufgaben von Akteuren der inneren und äußeren Sicherheitspolitik (u. a. Steuer-, Zoll- und Grenzkontrollbehörden, Bundespolizei, Luftwaffe sowie weitere spezialisierte staatliche Einheiten oder auch Privatanbieter) neu ausgerichtet wurden. „Sicherheitspolitische Teilinstrumente wie militärische Abschreckung, polizeiliche Repression und fiskalische Kontrolle stehen“, fasst der Autor die Situation zusammen, „vor einem verschränkten Bedrohungs- und Risikoszenario, welches durch schwierige naturräumliche Gegebenheiten und sozioökonomisch unterschiedliche Entwicklungsstände ergänzt ist“ (98). Eine klare Trennung von spezifischen Grenzsicherungsaufgaben sei dadurch erschwert. Adam fragt, ob und wie sich vor dem Hintergrund dieser veränderten Umfeldbedingungen die Leistungstiefenstruktur der Durchführungsstellen in den relevanten Ministerien (Justiz, Verteidigung, Finanzen, Gesundheit, Landwirtschaft, Umwelt) verändert hat. Hierzu bedient er sich der Transformationskostenökonomie nach Oliver E. Williamson, die sich mit der sogenannten Make-or-Buy-Entscheidung beschäftigt, also der Frage, ob eine Transaktion besser durch „Eigenherstellung, Fremdbezug oder eine kooperative Hybridstruktur“ (58) zu gewährleisten ist. Adam konzentriert sich in der Analyse auf die Binnenorganisation nachgeordneter Eingriffsorgane. Er kommt zu dem Ergebnis, dass in vielen Bereichen eine strukturierte Zusammenarbeit zwischen Militär, Polizei, Steuer- und Spezialbehörden erfolgt. Dabei handele es sich aber nicht um einen flächendeckenden Effekt, sondern die Kooperations- und Koordinationsfähigkeiten innerhalb der Gesamtarchitektur „erscheinen begrenzt“ (199). Als politische Gestaltungsoptionen erörtert Adam den Neuzuschnitt von Kompetenz- und Verantwortungsbereichen sowie deren Zusammenlegung zu einem Ministerium. Die Arbeit zeigt, dass die eher unternehmensbezogene Transaktionskostenökonomik auch auf staatliche Behörden anwendbar und insbesondere aus politikberatender Perspektive von Nutzen ist.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.65 | 2.21 | 2.263 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Anatol Adam: Die Organisation der brasilianischen Grenzsicherungspolitik. Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33997-die-organisation-der-brasilianischen-grenzsicherungspolitik_40745, veröffentlicht am 08.12.2011. Buch-Nr.: 40745 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken