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Thomas Seifert

Die pazifische Epoche. Wie Europa gegen die neue Weltmacht Asien bestehen kann

Wien: Deuticke 2015; 303 S.; geb., 21,90 €; ISBN 978-3-552-06283-2
Europa ist Vergangenheit, Asien die Zukunft. Das ist die Grundthese des österreichischen Journalisten Thomas Seifert. Dass China 2014 die USA – gemessen am Bruttoinlandsprodukt – als größte Wirtschaftsmacht abgelöst hat, sieht er als ein Zeichen für die „größte Verschiebung globaler Macht seit dem Ersten Weltkrieg“ (7). Die USA seien besonders durch die militärischen Misserfolge im Irak und Afghanistan geschwächt. Aber der ganze sogenannte Westen stecke in einer dreifachen Krise: Betroffen seien der Finanzkapitalismus, die Parteiendemokratie und das globale, vom Westen etablierte Steuerungssystem in der Form von IWF, Weltbank, WTO und UNO. Diese „Triple‑Krise“ (11) leitet nach der Ansicht Seiferts eine „Transitionsphase von der atlantischen zur pazifischen Epoche“ (11) ein. Die gerade zu Ende gehende atlantische Epoche begann 1492 mit der Landung Christoph Kolumbus auf den Bahamas, so die Definition des Autors, 1776 entstanden die USA als unabhängige Nation und dominierten zusammen mit den europäischen Großmächten bald den Erdball. Seifert erklärt den westlichen Erfolg mit der Formel „Renaissance, Reformation und industrielle[.] Revolution“ (16). Geistige, kulturelle, spirituelle und wirtschaftliche Faktoren ermöglichten demnach eine mehrere hundert Jahre andauernde europäische Dominanz. Die pazifische Epoche ist für den Autor vordergründig von Chinas phänomenalem Wirtschaftsaufschwung geprägt. Dieser gehe gerade in eine neue Epoche über: „[D]as Land will weg vom simplen ‚Made in China‘, hin zu Produkten ‚Created in China‘“ (203). Aber auch in Indien stehe ein weitreichender Wandel von der Agrar‑ zur Dienstleistungsgesellschaft an. Eine große Zahl der jungen Inder_innen könne hoffen, in die untere Mittelschicht aufzusteigen, einige würden es auch in die entstehende urbane und stark konsumorientierte Mittelschicht schaffen. Die asiatische Jugend werde sich in Zukunft mit nichts weniger als einer mindestens gleichrangigen Rolle ihrer Länder gegenüber den westlichen Staaten zufriedengeben. Doch der Erfolg Asiens müsste nicht zulasten Europas oder der USA gehen, denn die „Weltwirtschaft ist kein Nullsummenspiel“ (14). Wenn der Westen aber den Rest der Welt vom Modell Demokratie plus Marktwirtschaft überzeugen wolle, müsse es glaubwürdig vorgelebt werden und dürfe nicht zu einer von einem Markt als „Arena der Gier“ (14) dominierten Postdemokratie verkommen.
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Rubrizierung: 2.22.222.254.12.68 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Thomas Seifert: Die pazifische Epoche. Wien: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38852-die-pazifische-epoche_47283, veröffentlicht am 10.09.2015. Buch-Nr.: 47283 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken