Die RAF sei als solche ein abgeschlossenes historisches Kapitel der Bundesrepublik, schreibt der Herausgeber einleitend, aber insbesondere die „Wechselwirkungen von Terror und staatlicher Reaktion in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft“ (9) seien noch zu erforschen. Auf einer Tagung des Forums Justizgeschichte e. V., die in diesem Band dokumentiert wird, stand in diesem Sinne der Deutsche Herbst 1977 im Mittelpunkt. In einführenden Beiträgen werden die gesellschaftlichen und politischen Entstehungsbedingungen der RAF sowie die biografischen Auffälligkeiten ihrer Mitglieder als Kinder des gebildeten Bürgertums umrissen. Zudem wird den Mythen und Fehlperzeptionen nachgegangen. Dann folgen Analysen im Bereich des Themenkomplexes Terror und Justiz, in denen die Vielschichtigkeit der Anforderungen durch den Terror und die Schwierigkeit der angemessenen Reaktion durch die Justiz deutlich werden. Exemplarisch steht dafür der Beitrag von Thomas Henne über das Bundesverfassungsgericht mit der aufschlussreichen Feststellung, dass der „Hüter der Verfassung“ die Exekutive in einem „nicht erklärten Teil-Ausnahmezustand und unbehelligt von eingrenzenden Normen des Verfassungsrechts“ (184) habe agieren lassen. Mit zwei Beiträgen wird schließlich noch die Perspektive über die Landesgrenzen hinaus geöffnet. Zum einen geht es um die – der Linie in der Bundesrepublik vergleichbare – harte Haltung der niederländischen Justiz gegenüber den drei nach Schusswechseln inhaftierten RAF-Mitgliedern. Zum anderen werden die Argumente, mit denen die RAF ihren Terrorismus unter Hinweis auf den Vietnam-Krieg zu rechtfertigen versuchte, analysiert und zurückgewiesen. Leider führt der Herausgeber die einzelnen Analysen nicht in einem Schlussbeitrag zusammen, sodass die im Untertitel angedeuteten Nachwirkungen nicht deutlich werden. Es bleibt eher der Eindruck, dass der Deutsche Herbst als ein singuläres Ereignis Reaktionen hervorrief, die nicht zu verallgemeinern sind.