Die Wochenzeitung "Junge Freiheit" Kritische Analysen zu Programmatik, Inhalten, Autoren und Kunden
Die Herausgeber, beide als Politiker der SPD in Baden-Württemberg an prominenter Stelle tätig, legen erstmals einen Band zu dieser „zentrale(n) Publikation der Neuen Rechten“ vor, die ihrerseits „ein Scharnier zwischen Rechtsextremismus und demokratischem Spektrum bildet“ (10 f.). Vor dem Hintergrund, dass die jahrelange Nennung der „Jungen Freiheit“ in Verfassungsschutzberichten infolge einer Entscheidung des Verfassungsgerichts zur Pressefreiheit eingestellt worden ist, sehen die Herausgeber Politik und (wissenschaftliche) Öffentlichkeit umso stärker herausgefordert. Nach einem einführenden Überblick einschließlich akribisch ermittelter Chronologie werden daher in zwei weiteren Hauptteilen Inhalt, Programmatik und Geschichtsverständnis sowie die im Blatt tätigen Redakteure und Autoren, aber auch Strategien und Anzeigenkunden analysiert. Dabei wird u. a. eine personelle und inhaltliche Vernetzung mit dem Rechtsradikalismus deutlich, die sich auch in den Versuchen zeigt, Theoretiker der „Konservativen Revolution“ wie Carl Schmitt als intellektuelle Leitdenker zu rehabilitieren sowie die „kulturelle Deutungshoheit“ in der bei Schülern und Studierenden beliebten „Wikipedia“ zu erlangen. Das Schlusskapitel setzt sich mit Gegenstrategien für die politische Bildungsarbeit auseinander und kritisiert scharf, dass sich nicht nur „unpolitische“ Wissenschaftler und Künstler, sondern neben konservativen Politikern auch prominente Sozialdemokraten wie Peter Glotz und Egon Bahr als Interviewpartner zur Verfügung stellten und sich so für die Verharmlosungsstrategie der „Jungen Freiheit“ haben instrumentalisieren lassen.