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Joachim Raschke

Die Zukunft der Grünen. "So kann man nicht regieren" Mit einem Beitrag von Achim Hurrelmann

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2001; 470 S.; geb., 25,46 €; ISBN 3-593-36705-X
Seit 1998 sind die Grünen an der Bundesregierung beteiligt. Sind sie aber regierungsfähig? Welche Erwartungen sind an die Regierungsfähigkeit einer Partei zu stellen? Raschke, für den sich Parteien immer mehr zur losen "verkoppelten Anarchie" entwickeln, hat darauf folgende Antwort: "durch ein kompliziertes, professionelles Zusammenspiel zwischen wenigen, strategiekompetenten Personen an der Spitze, der Partei als einem zunehmend symbolischen Akteur, den Wählern und den Medien" (10). Da die Grünen unfähig war, ein strategisches Zentrum zu entwickeln, von dem eine grundlegende Orientierungs- und Steuerungsleistung zu erwarten gewesen wäre, stellen sie für Raschke den Negativfall dar. Diesem Manko könne auch ein Joschka Fischer nicht abhelfen, der zwar ein Zugpferd bei Wahlen sein könne, für die Entwicklung der Grünen aber eher destruktiv wirke. Wenngleich eine "postmortale" Analyse verfrüht sei, so ist dennoch die Möglichkeit eines Scheiterns als "anspruchsvolle Reformpartei" nicht auszuschließen. "Da das Führungsversagen noch größer als das Parteiversagen" (440) der Grünen ausfiel, besteht Hoffnung, "dass die Erfahrungen, die man beim Regieren macht, [...] zu neuen Strukturen, letztlich zum Standardmodell der Verflechtung von Partei, Fraktion und Regierung [führen]" (441). Eine Zuversicht, die aus der Erwartung gespeist wird, dass durch den Schock des Regierens ein Teil des grünen Gedächtnisses gelöscht werde, alte Strömungen dadurch an den Rand gedrängt würden und neue Vernetzungen entstünden. Inhaltsübersicht: 1. Die Herausforderung: Regierungspartei "am Rande des Abgrunds"; 2. Grundprobleme der Grünen: Strategie- und Identitätsschwäche; 3. Strategisches Zentrum: Leerstelle; 4. Ideelles Zentrum: Orientierungslücke; 5. Wählerauftrag: in viele Richtungen zugleich; 6. Regierungsbildung: Pyrrhussiege und falsche Weichenstellungen; 7. Regierungssteuerung im Parteienstaat; 8. Sozialdemokratisches Regieren - mit oder ohne Strategie; 9. Grünes Regieren - ohne Zentrum und Strategie; 10. Politikfelder und Profilierung; 11. Probleme grünen Regierens; 12. Die Wahlkrise der Grünen; 13. Organisation und Strategiefähigkeit; 14. Strömungen: zwischen Burgfrieden und Ausscheidungskampf; 15. Identitätsprobleme: Was hält die Grünen zusammen?; 16. Kuhn und Künast - ein erfolgreiches Notstandsregime?; 17. Perspektiven.
Heinz-Werner Höffken (HÖ)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg.
Rubrizierung: 2.331 | 2.35 | 2.32 Empfohlene Zitierweise: Heinz-Werner Höffken, Rezension zu: Joachim Raschke: Die Zukunft der Grünen. Frankfurt a. M./New York: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/13890-die-zukunft-der-gruenen_16651, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 16651 Rezension drucken