Politikwiss. Diss. München; Betreuer: F. Kratochwil. - Die Studie nimmt den inflationär gewordenen Gebrauch des Begriffes Staatszerfall als Ausgangspunkt und möchte einen Beitrag zur Theoriebildung zu Staatszerfallsprozessen liefern. Ziel ist es, Staatszerfall mithilfe politischer Begriffe und Faktoren zu analysieren und damit die Ebene rein deskriptiver Beschreibungen einzelner Fallbeispiele zu verlassen. Dazu werden in zwei Fallstudien die jeweilige Entwicklung der Herrschaftsstrukturen und hier wiederum mögliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede untersucht. Im Mittelpunkt stehen dabei die Funktionalität staatlicher Macht (überlegene Macht, Organisationsmacht, Ordnungssicherheit, Teilhabemöglichkeiten), die Legitimität staatlicher Herrschaft (legales System, normative Grundlage, Konsenshandeln) und die Entwicklung konkurrierender Herrschaftsverbände. Der Autor versucht nachzuweisen, dass "die scheinbar unzusammenhängenden Ursachen, die für Staatszerfall angegeben werden, in Zusammenhang stehen, wenn man sie unter dem Blickwinkel von Herrschaft betrachtet" (305). Dieser Zusammenhang liegt für aufmerksame Beobachter jedoch auf der Hand, ein wirklicher Beitrag zur Theoriebildung findet also nicht statt. Der Autor erkennt zudem selbst, dass das grundsätzliche Problem der Quantifizierbarkeit der einzelnen Faktoren nicht gelöst wird. Dass dies nur für jeden Fall einzeln entschieden werden kann, zeigt die Schwierigkeit, komplexe Zusammenhänge wie Staatszerfallsprozesse in einen einheitlichen Theorierahmen einzuordnen. Leider weist die Arbeit einige handwerkliche Mängel auf, die durch ein sorgfältiges Lektorat leicht hätten vermieden werden können. Hier sind vor allem die unklare und teilweise fehlerhafte Gliederung sowie Ungereimtheiten zwischen Literaturverweisen und dem Literaturverzeichnis zu nennen.