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Franziska Müller / Elena Sondermann / Ingrid Wehr / Cord Jakobeit / Aram Ziai (Hrsg.)

Entwicklungstheorien. Weltgesellschaftliche Transformationen, entwicklungspolitische Herausforderungen, theoretische Innovationen

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Politische Vierteljahresschrift Sonderheft 48); 521 S.; brosch., 49,90 €; ISBN 978-3-8487-0844-4
Das breite Feld der Entwicklungspolitik hat sich vor dem Hintergrund globaler Umbrüche grundlegend verändert und verschiedene Paradigmenwechsel vollzogen. Ebenso haben sich die Themen, Annahmen und Blickwinkel in der entwicklungstheoretischen Forschung gewandelt und weiter ausdifferenziert. Mit diesem ambitionierten Band werden – dreißig Jahre nach Erscheinen des letzten PVS‑Sonderheftes zu diesem Thema – aktuelle Anforderungen an die Entwicklungstheorie, neue (alte) Denkansätze und Debatten sowie das Selbstverständnis der Disziplin umfassend analysiert. Entlang der drei im Untertitel genannten Dimensionen, die den Band gliedern und mit denen der bestehenden Forschungsvielfalt Rechnung getragen wird, setzen sich die Autor_innen mit den gegenwärtigen Dynamiken gesellschaftlicher Ungleichheit, ökonomischer Transformationsprozesse und globaler Kräfteverschiebungen sowie den damit verbundenen Problemstellungen im „Übergang zu einer polyzentrischen Weltordnung“ auseinander. Damit folgen sie einem Verständnis, das „die global gesellschaftliche Verflochtenheit unterschiedlicher Entwicklungspfade [verdeutlicht], ohne asymmetrische Machtverhältnisse auszublenden“ und das „nicht nur auf die Tatsache hin[weist], dass sich Entwicklungsprozesse und ‑pfade wechselseitig beeinflussen, sondern insbesondere darauf, dass sich diese Pfade nicht mit gleichen Ergebnissen in anderen Kontexten reproduzieren lassen“ (11). Dies zeigt sich nicht nur am geringen Erfolg der „auf dem Niveau früherer Wachstumstheorien verhaftet“ (15) gebliebenen Millennium Development Goals (MDG), sondern überhaupt an der jahrelangen Debatte über die Wirksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit (EZ). In diesem Zusammenhang seien zwei Beiträge herausgegriffen: Guido Ashoff und Stephan Klingebiel beschreiben die Merkmale und Ursachen der tiefen Systemkrise, in der sich die EZ befindet. Auf die globalen Strukturveränderungen reagiere die EZ zwar mit Anpassungen, doch seien „übergreifende neue internationale Kooperationsansätze unter Einbeziehung aller relevanten Politikfelder kaum erkennbar“ (194). Philipp H. Lepenies setzt sich aus gouvernementalitätstheoretischer Sicht mit dem Anspruch der MDG auseinander, durch klare Ziele und statistische Indikatoren den Erfolg von Entwicklungspolitik messbar zu machen. Allerdings, so der Befund, sei das statistische System der MDG unzulänglich, einige Zielparameter erwiesen sich als methodisch fragwürdig und wenig aussagekräftig, zudem seien vielfach die benötigten Daten gar nicht vorhanden, „anhand derer man stichhaltige Aussagen über den Stand der Zielerreichung machen könnte“ (218).
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Rubrizierung: 4.444.454.422.22.272.65 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Franziska Müller / Elena Sondermann / Ingrid Wehr / Cord Jakobeit / Aram Ziai (Hrsg.): Entwicklungstheorien. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39736-entwicklungstheorien_45594, veröffentlicht am 09.06.2016. Buch-Nr.: 45594 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken