Es handelt sich um einen überarbeiteten Forschungsbericht, der im Kontext eines interdisziplinären Forschungsverbundes zu „Gesellschaftlichen Desintegrationsprozessen“ entstanden ist. In diesem Teilprojekt ging es speziell um die Frage, „ob die Erweiterung der Europäischen Union [...] in der Wahrnehmung vor allem der Bewohner in Grenzregionen solche Desintegrationsängste aufkommen lässt, die mit feindseligen Mentalitäten verbunden werden“ (8). Zwei Erwartungen, die der Titel weckt, sind zunächst zu relativieren. So geht es nicht um das ganze Europa und auch nicht um die gesamte Europäische Union, sondern speziell um drei europäische Länder: Deutschland, Polen und die Tschechische Republik. Und zweitens wird mit der Frage nach den „politischen Einstellungen“ lediglich eine Dimension der Rechtsradikalismusforschung thematisiert. Das macht die Arbeit nicht weniger aufschlussreich und instruktiv, aber diese Präzisierung ist notwendig, um falsche Erwartungen zu vermeiden. Wer sich dann aber auf die Lektüre einlässt, wird nicht enttäuscht und erfährt nicht nur empirisch Erhellendes, sondern erhält zudem theoretische Deutungsangebote, die eine Einordnung und Kontextualisierung ermöglichen, was besonders in vergleichenden Untersuchungen nicht immer ganz einfach ist. Der Befund schließlich ist ebenso klar wie ernüchternd: „Insgesamt kommen die Autoren mit Hilfe eines komplexen Forschungsdesigns zum Ergebnis, dass Grund zu der Annahme besteht, dass die EU-Osterweiterung zu einer Stärkung rechtsextremer, nationalistischer, fremdenfeindlicher und antisemitischer Einstellungen beiträgt.“ (8) Allerdings sind die spezifischen Ausprägungen und Kontexte, in denen diese Einstellungen zum Tragen kommen, durchaus vielschichtig und unterschiedlich. Auch darauf weisen die Autoren hin. Am Schluss gibt es noch einen Ausblick mit ersten Ideen zum Umgang mit den Erkenntnissen. So ist der Band nicht nur für den wissenschaftlichen Nutzer erhellend, sondern auch für die zivilgesellschaftliche und politische Praxis im Umgang den wachsenden Ressentiments und Ausgrenzungsideologien gewinnbringend.