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Horst Pöttker / Christian Schwarzenegger (Hrsg.)

Europäische Öffentlichkeit und journalistische Verantwortung. Hrsg. im Auftrag des Vereins zur Förderung der publizistischen Selbstkontrolle (FPS)

Köln: Herbert von Halem Verlag 2010 (Journalismus International 6); 484 S.; 32,- €; ISBN 978-3-86962-029-9
„Braucht Europa länderübergreifende Organe, die sich um die Selbstdisziplin von Journalisten kümmern?“ (11) Diese strittige Frage der Herausgeber erörterten europäische Experten aus Kommunikationswissenschaft, Medienethik und Medienpraxis im Februar 2009 während einer vom Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien sowie vom Verein zur Förderung der publizistischen Selbstkontrolle (FPS) organisierten Tagung. Zwar halten die Presseräte etlicher westeuropäischer Staaten internationale Institutionen der Medienselbstregulierung für überflüssig. Doch der OSZE-Beauftragte für die Freiheit der Medien Freimut Duve regte 2004 die Schaffung eines europäischen Presserates an, um Journalisten an ihre Verantwortung bei der Berichterstattung über zwischenstaatliche und ethnische Konflikte zu erinnern. Mögliche Formen sowie die Realisierungschancen einer publizistischen Selbstregulierung auf europäischer Ebene wurden diskutiert. In diesem Zusammenhang empfiehlt der Herausgeber Pöttker, einen europäischen Journalismusrat ins Leben zu rufen, eine Art Weisenrat, „ein übernationales intellektuelles Gewissen als Wachhund für die Freiheit der gesellschaftlichen Kommunikation“ (465). Die vielfach wiederholte These des Mangels an europäischer Öffentlichkeit wird reformuliert in die eines „Mangels an europäisierten nationalen Öffentlichkeiten“ (71) und mithilfe einer Analyse von Informationssendungen des deutschen und österreichischen Fernsehens untermauert. Besonders deutlich sei dieser während des Ratifizierungsprozesses des Verfassungsvertrages geworden. Die Entwicklung eines „europäischen Journalismus“ (341) stehe noch aus, was auch ein Versäumnis der EU-Institutionen sei. Denen gehe es zu sehr darum, Strategien zu entwickeln, um die europäischen Bürgerinnen und Bürger aufzuklären und sie davon zu überzeugen, an den nächsten Europawahlen teilzunehmen. Eine Kommunikation mit ihnen über politische Inhalte finde zu wenig statt, zu beobachten sei gar eine „neue Atmosphäre der Angst vor den Wählern und den Medien“ (340).
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 3.4 | 2.62 | 2.63 | 2.4 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Horst Pöttker / Christian Schwarzenegger (Hrsg.): Europäische Öffentlichkeit und journalistische Verantwortung. Köln: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33417-europaeische-oeffentlichkeit-und-journalistische-verantwortung_39984, veröffentlicht am 18.08.2011. Buch-Nr.: 39984 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken