Diss. phil. Erfurt; Gutachter: F. Krotz, P. Rössler. – Mit dem Thema „europäische Öffentlichkeit“ bearbeitet die Autorin ein Thema, welches nicht erst seit dem Vertrag von Lissabon und dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes im Juni 2009 an Aktualität gewonnen hat. Lingenberg diskutiert verschiedene Begriffe der „Öffentlichkeit“ und präsentiert daran anknüpfend drei Erklärungsmodelle einer europäischen Öffentlichkeit. Sie betont dabei den Wert, den Konflikte für den europäischen Integrationsprozess haben können und beschreibt mit Rückgriff auf das Öffentlichkeitskonzept John Deweys die europäische Öffentlichkeit als einen „diskursiv konstituierten Interaktionsraum [und] Netzwerk verdichteter Kommunikation“ (177). Dabei erweitert sie dieses Raumkonzept um die Begriffe Zentrum und Peripherie und identifiziert eine europäische Öffentlichkeit schließlich als „plurales, hybrides [...] translokales Produkt“ (225). Lingenberg schafft dadurch ein ausdifferenziertes analytisches Raster, welches geeignet ist, eine Vielzahl verschiedener Facetten einer Öffentlichkeit zu erfassen. Der Vorteil dieser Definition zeigt sich im empirischen Teil der Arbeit, der im Rahmen der Referenden zum Vertrag einer Verfassung für Europa Diskurse in Frankreich, Italien und Deutschland gut strukturiert abbilden kann. Den Gefahren einer deskriptiven Analyse entgeht Lingenberg jedoch nur zum Teil, denn ihr „pragmatischer Ansatz“ entpuppt sich als pragmatisch im Sinne einer analytischen Kategorisierung und nimmt kaum den Charakter einer, wie man bei diesem Titel erwarten könnte, handlungsleitenden Empfehlung an. Nichtsdestoweniger ist dieser Band geeignet, dem Leser einen guten Überblick über die Auswirkungen eines „Moments europäischer Öffentlichkeit“ zu geben. Positiv fällt dabei die aktive Rolle auf, welche Lingenberg den europäischen Bürgern im Rahmen der Weiterentwicklung der europäischen Integration zuordnet.