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Karin Amos / Josef Schmid / Josef Schrader / Ansgar Thiel (Hrsg.)

Europäischer Bildungsraum. Europäisierungsprozesse in Bildungspolitik und Bildungspraxis

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Wirtschafts- und Sozialpolitik 12); 289 S.; 49,- €; ISBN 978-3-8487-0841-3
Im Mittelpunkt des Bandes stehen „Europäisierungseffekte im Bereich der Bildungspolitik“ (17), die die Autor_innen aus kommunaler, nationaler und internationaler Perspektive beleuchten. Die „europäische Bildungspolitik hat sich im Verlauf des Integrationsprozesses von einem eher peripheren Politikfeld zu einer Priorität europäischer Politik“ (37) entwickelt, schreibt Peter Becker. Den bislang größten Integrationsschub habe der europäische Bildungsraum in den vergangenen 15 Jahren erlebt, obwohl seit dem Vertrag von Maastricht 1992 keine weiteren Kompetenzübertragungen stattfanden. Die Europäisierung dieses Politikfeldes sei vielmehr eine Folge der Fokussierung auf die ökonomischen und beschäftigungspolitischen Dimensionen der Bildung. Mit drei Idealtypen der Hochschulsteuerung (Staatszentriert‑ und Marktorientiertheit sowie Akademische Selbstverwaltung) erforscht Michael Dobbins strukturelle Änderungen der italienischen und französischen Hochschulpolitik. Dabei stellt er fest, dass sich die Organisationsstrukturen zwischen diesen Ländern „nicht annäherten, sondern überwiegend divergierten“ (88). Eine Einbeziehung Deutschlands in die Analyse wäre sicherlich interessant gewesen. Bezogen auf die europäische Bildungspolitik erläutert Eva Maria Voegtle den Wandel der transnationalen Kommunikation. Obwohl die Bologna‑Reformen auf freiwilliger Basis vonstatten gingen, beobachtet sie eine „hochschulpolitische Konvergenz in Ländern mit unterschiedlichsten institutionellen und strukturellen Voraussetzungen“ (119). Auch die Berufs‑ und Schulbildung sind Untersuchungsobjekte des Sammelbandes. Natalie Hartmann gibt einen Einblick in ihr gegenwärtiges Dissertationsprojekt, in dem die Entwicklung der Ganztagsschulen in Deutschland analysiert wird. Das Wachstum dieser Schulform, die auf der Zieltrias von „Bildung, Erziehung und Betreuung“ (249) basiert, sei primär eine Reaktion auf die ernüchternden PISA‑Ergebnisse. Weil sie die Dissertation noch nicht fertiggestellt hat, wird die eigentliche Leitfrage, das geänderte Selbstverständnis der Schulen, nur oberflächlich behandelt. Leider erschweren zahlreiche typografische Flüchtigkeitsfehler den Lesefluss der Artikel und mindern den guten Gesamteindruck des Bandes, der auf der Jahrestagung des Tübinger Promotionskollegs „International‑vergleichende Forschung zu Bildung und Bildungspolitik im Wohlfahrtsstaat“ im November 2012 basiert.
Stefan Müller (SMÜ)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Trinity College Dublin.
Rubrizierung: 3.5 | 2.263 | 2.343 | 2.4 | 2.61 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Stefan Müller, Rezension zu: Karin Amos / Josef Schmid / Josef Schrader / Ansgar Thiel (Hrsg.): Europäischer Bildungsraum. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36648-europaeischer-bildungsraum_45003, veröffentlicht am 23.01.2014. Buch-Nr.: 45003 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken