
Faschismus als Bewegung und Regime. Italien und Deutschland im Vergleich
Die internationale empirisch vergleichende Forschung operiert seit Längerem recht erfolgreich mit dem Begriff des „Faschismus“, wenn sie bestimmte Typen von Massenbewegungen im 20. Jahrhundert analysiert. In der deutschen NS-Forschung haben sich bislang nur wenige Autoren für diese Ansätze geöffnet. Zu ihnen zählen die Soziologen Maurizio Bach und Stefan Breuer. Als besonders fruchtbar erweist sich der Vergleich der beiden faschistischen Bewegungen, die in Italien und Deutschland aus eigener Kraft in die Regimephase eintraten. Die internationale Debatte kreist seit einiger Zeit um die Ermittlung eines „faschistischen Minimums“ (Ernst Nolte). Bach und Breuer finden mithilfe der Kategorien der Parteiensoziologie Max Webers einen „Merkmalskomplex mit idealtypischer Qualität, der es erlaubt, zwischen faschistischen und nichtfaschistischen Parteien eine Grenze zu ziehen“ (78): Eine Partei faschistischen Typs „verwendet Mittel, die den Kern aller Staatlichkeit: das Monopol der legitimen physischen Gewaltsamkeit, nicht respektieren. Ihre Organisation beruht auf charismatischer Herrschaft […] in Richtung der plebiszitären Führerdemokratie. Sie ist […] Gesinnungspartei der politischen Rechten und eine Patronagepartei […]“ (77). Hiervon ausgehend widmen sich Bach und Breuer der Herrschaftssoziologie beider Bewegungen und Regimes in vergleichender Perspektive – immer orientiert an Webers Typen und Kategorien. Denn wenn es auch aus dem Titel nicht deutlich wird: Der Band ist zugleich ein originärer Beitrag zur Herrschaftssoziologie im Anschluss an Weber, getragen von der Überzeugung, dass dessen für den Nationalsozialsimus bereits verwendete Kategorien „auch für vergleichende Forschungen fruchtbar sein können“, ja „die Basis für einen faschistischen Idealtypus abzugeben vermögen“ (15). Kenntnisreich und überzeugend verfolgt das Autorenduo dieses Ziel. Bedauerlich ist nur das Fehlen jeglichen Registers.