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Ivana Jurisic

Feeling integrated, yet not accepted. Integration process challenges of Muslim immigrant women in Berlin

Marburg: Tectum Verlag 2014 (Wissenschaftliche Beiträge aus dem Tectum Verlag: Politikwissenschaften 59); XIV, 610 S.; 39,95 €; ISBN 978-3-8288-3400-2
Politikwiss. Diss. Berlin; Begutachtung: W.‑D. Narr. – Muslimische Einwanderinnen fühlen sich integriert, aber nicht akzeptiert. Das ist ein zentrales Resultat der Forschungsarbeit von Ivana Jurisic. Sie hat untersucht, ob muslimische Frauen eine aktive führende Rolle in einem Bottom‑up gerichteten Integrationsprozess in Familien und kulturellen Gemeinschaften übernehmen können. Als inhaltlichen Ausgangspunkt ihrer Analyse dienen der Autorin Interviews mit Migrantinnen aus Bosnien‑Herzegowina, der Türkei und dem Nahen Osten. Die meisten ihrer Interviewpartnerinnen lernte sie über das Bildungsprojekt Stadtteilmütter der Diakonie in Berlin‑Kreuzberg kennen. Frauen werden dort dazu qualifiziert, als Stadtteilmutter sogenannte aufsuchende Familienarbeit in ihrem Kiez zu betreiben, um Eltern bei Erziehungsfragen und anderen sozialen Themen zu unterstützen. Die methodische Auswertungsarbeit basiert auf der Grounded Theory. Inhaltlich behandelt die Autorin praktische Fragen wie institutionelle Hindernisse für Integration, Rechtsfragen, Kindererziehung, Arbeitsverhältnisse der Frauen, aber auch abstraktere Themen wie die Selbstwahrnehmung der Frauen als Migrantinnen und Musliminnen. Ihre Ausgangsfrage beantwortet Jurisic mit einem deutlichen Ja: Migrantinnen hätten grundsätzlich große Fähigkeiten darin, Integrationsprozesse erfolgreich zu leiten. Allerdings hänge es stark von der Gesellschaft ab, ob sie diese Fähigkeiten effektiv anwenden könnten. Wenn ihre Potenziale ignoriert würden, mache es praktisch keinen Unterschied, ob sie sich für bessere Lebensbedingungen ihrer Mitmenschen einsetzen wollten oder nicht. Jurisic kritisiert daher grundlegend das staatliche Konzept der Integration. Migrant_innen müssten Zugang zu nicht‑materiellen Ressourcen wie Wertschätzung bekommen, um an Integrationsprozessen gestaltend teilhaben zu können. Stattdessen träfen sie aber oft noch auf institutionelle und alltägliche Diskriminierung. Jurisic schreibt in ihrem Vorwort, sie hätte ihre Dissertation wohl nie angefangen, wenn sie gewusst hätte, was sie erwartet – auch ohne die Interviewtranskripte kommt ihr Buch auf rund 500 Seiten. Das liegt zum einem sicher an der Gründlichkeit, mit der sie ihre Forschungsfrage bearbeitet hat, aber auch an der Ausführlichkeit, mit der sie ihre Arbeitsschritte von der Themenfindung über die Auswahl der Gesprächspartnerinnen bis zur Auswertung mit allen Schwierigkeiten und Zweifeln beschreibt und reflektiert.
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Rubrizierung: 2.3252.3432.35 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Ivana Jurisic: Feeling integrated, yet not accepted. Marburg: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38982-feeling-integrated-yet-not-accepted_47470, veröffentlicht am 15.10.2015. Buch-Nr.: 47470 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken