Skip to main content
Ulugbek Azizov

Freeing from the "Territorial Trap" Re-reading the Five Stans Central Asian Spatial Discourse

Wien: Lit 2015 (Internationale Politik 21); IX, 159 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-643-90624-3
Diss. Erfurt; Begutachtung: F. Ettrich, O. Kessler. – Zentralasien ist gefangen. Für Ulugbek Azizov handelt es sich bei den fünf „Stans“ – Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan, die zusammen die Region ausmachen – um Gefangene eines räumlichen Diskurses, der den Realitäten des heutigen internationalen Systems nicht mehr gerecht wird. Indem er diesen Diskurs problematisiert und auf seine ontologischen und theoretischen Unzulänglichkeiten hin untersucht, macht er es sich zur Aufgabe, so seine eigenen Worte, die Region aus der „territorialen Denkfalle“ (4) zu befreien. Hierzu zieht er Luhmanns Systemtheorie und ihre Idee der Differenz von System und Umwelt hinzu. Der bisher dominante Diskurs zu Zentralasien, der auf einer Innen/Außen‑Dichotomie basiere, habe die (inneren) historischen und kulturellen Gemeinsamkeiten der Staaten der Region zum ordnenden Kriterium gegenüber einem durch Unordnung, geopolitische Rivalitäten, Machtgleichgewichte und Sicherheitsdilemmata geprägten Äußeren gemacht. Entscheidende Spieler in dieser Dimension seien Russland, China und die USA. Nach seiner Argumentation ist dieser staatszentrierte Diskurs angesichts der Realität eines Fließens von Kapital, Gütern, Dienstleistungen und Personen überholt. Die Komplexität moderner räumlicher Beziehungen sei somit legalistisch und mittels Karten nicht mehr abzubilden; positivistischen Ansätzen und ihrem Denken in geschlossenen Systemen mangele es an der Fähigkeit, die heutigen politischen und wirtschaftlichen Verflechtungsprozesse abzubilden. Hier setzt Azizov an, um die Idee des Eurasianismus des kasachischen Präsidenten Nazarbayev als Alternative zu präsentieren, mit der nicht nur die Möglichkeit einer Koexistenz zwischen Russland und Kasachstan, sondern auch eine Alternative zu den staatszentristischen Diskursen der Vergangenheit gefunden sei, die zudem Prozesse wie die Entstehung der Eurasischen Zollunion zu erklären vermöge. Azizovs Arbeit ist somit ein Plädoyer für „einen eurasischen funktionalen Raum“ (123). Dieses entspricht einem in den Zentren der Macht der Region scheinbar immer beliebter zu werdenden Narrativ: „Während der ‚fünf Stans’‑Diskurs in die Vergangenheit gerichtet ist, ist der Eurasianismus in die Zukunft gerichtet“ (125).
{CPA}
Rubrizierung: 4.52.682.23 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Ulugbek Azizov: Freeing from the "Territorial Trap" Wien: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39477-freeing-from-the-territorial-trap_47677, veröffentlicht am 03.03.2016. Buch-Nr.: 47677 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken