
"Fußball-Volksgemeinschaft". Ideologie, Politik und Fanatismus im deutschen Fußball 1919-1964
Geschichtswiss. Diss. München; Gutachter: M. Geyer. – Der Autor liefert eine umfassende Geschichte des deutschen Fußballs und seiner Fans, eine Untersuchung kollektiven Denkens im deutschen Fußball, die den gesamten Zeitraum vom Ende des ersten Weltkriegs bis zum gesellschaftlichen Wandel der 60er-Jahre erfasst. Oswald geht von der Auffassung aus, dass die Geschichte einer Sportart zu einem großen Teil als Diskursgeschichte präsentiert werden kann. Auch in der Körperkultur zeigt sich für ihn die historische Entwicklung in Sprache und Begriffen. Diese werden anhand von drei Akteursgruppen untersucht, die sich mittels holistischer Konstrukte die Popularkultur Fußball anzueignen versuchten. Dies sind erstens sogenannte "governing bodies" wie Funktionäre; Journalisten und Theoretiker, zweitens die Politik, hier häufig in Person nationalsozialistischer Funktionsträger, und drittens das den sportlichen Alltag prägende Umfeld der Vereine, die den Fußball gleichsam von unten vergemeinschafteten. Interessant gestaltet sich insbesondere, dass Oswald durch diesen breiten Zugang nicht nur Fußball im Fokus weltanschaulicher Debatten analysiert und die Fußball-Volksgemeinschaft im Nationalsozialismus skizziert, sondern auch erstmalig auf breiter Quellenbasis Einblicke in die Welt der Fans gewährt. Es gibt keinen unpolitischen Sport, und der Fußball, das zeigt Oswald deutlich auf, ist ein Spiegelbild gesellschaftlicher Wandlungsprozesse.