Geschichte der politischen Theorien in Deutschland 1300-2000
Es handelt sich um ein fulminantes, großartiges Werk. Ohne jeden Zweifel hat von Beyme mit einem weiteren umfangreichen, umfassenden und durch Präzision in Quellenkenntnis, Analyse und Kontextualisierung bestechenden Buch den zentralen Stellenwert der Politischen Theorie und ihrer Geschichte für die Politikwissenschaft unterstrichen. Zugleich mahnt seine Darstellung aber auch zu fachlicher Bescheidenheit, da von Beyme betont, dass die großen theoretischen Würfe mit Blick auf eine international bedeutungsvolle „grand theory“ seit Ende des Zweiten Weltkrieges entweder nicht aus Deutschland kamen oder nicht aus der Politikwissenschaft. Der Autor untergliedert seine Darstellung in vier große epochale Dimensionen – das Mittelalter, die Reformation und Aufklärung, die Ära der Revolutionen sowie das Zeitalter der Weltkriege – und diskutiert die politischen Theorien dabei entlang ihrer jeweiligen politischen und sozialhistorischen Kontexte. Das politische Spektrum, das dargestellt wird, ist umfassend, selbst aus heutiger Sicht marginale Strömungen wie der Anarchismus werden thematisiert. So taugt von Beymes Buch in einer sehr erfreulichen Weise auch zur Ausprägung eines fachlichen Gedächtnisses für die Geschichte der politischen Theorien – die eben weit mehr an Pluralität und Kontroversität umfassen, als manche jüngere Einführung aus anderer Feder glauben machen will.