Gewerkschaften in der japanischen Politik von 1970 bis 1990. Der dritte Partner?
Habilitationsschrift Marburg. - Ein wesentlicher Faktor des Erfolgs, den das japanische Wirtschaftsmodell bisher erzielte, waren die ausgesprochen stabilen, von großen Konflikten weitgehend verschont gebliebenen Beziehungen zwischen Staat, Arbeitnehmern und Unternehmen. Gewerkschaften operierten als Unternehmensgewerkschaften und auf Landesebene gab es insgesamt vier miteinander konkurrierende ideologisch gespaltene Dachverbände. Im Gefolge der ersten Ölkrise gelang es 1976 mit der Gründung des Gewerkschaftsrates für die Formulierung von Politiken eine dachverbandsübergreifende Organisation zu schaffen. Dieser Prozeß mündete 1989 in die Gründung des Rengo (Konföderation der japanischen Gewerkschaften). Schon in den 70er Jahren, so die Hauptthese Seiferts, begann mithin die Abwendung der Gewerkschaften von ihrer ideologischen, auf grundlegende Gesellschaftsveränderung hinauslaufenden Politik hin zu einem verstärkten Engagement in administrativen Beratungsgremien und zu "policy- und institutionenbezogenen Forderungen [...] zu einzelnen Politikfeldern" (16). Die Gründe und Hintergründe für diesen Prozeß analysiert der Autor auf der Basis ausführlicher Interviews und nach Auswertung umfangreicher japanischer Quellen.