Politikwiss. Diss. FU Berlin; Gutachter: M. Schreurs, A. Nölke. – Inwieweit steuern Unternehmen den gesellschaftlichen Diskurs zur nachhaltigen Entwicklung? Die Autorin vermutet, dass Unternehmen in ihren Nachhaltigkeitsstrategien vor allem ein Instrument zur Beeinflussung nationaler und internationaler Konzepte und damit zur politischen Machtausübung sehen. Sie analysiert den Umgang von Unternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit anhand der Nachhaltigkeitsberichte des sektorübergreifenden Unternehmensnetzwerkes und Think Tanks Ecosense. Ecosense wurde im Jahr 2000 aufgrund einer Initiative transnationaler Unternehmen und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) gegründet. Die in Ecosense vertretenen Unternehmen richten ihre Strategien nach den Prinzipien nachhaltiger Entwicklung aus. Die Autorin weist nach, dass die bei Ecosense vernetzten Firmen das Konzept der nachhaltigen Entwicklung mit eigenen Interessen und Wahrnehmungen füllten. Sie stellt fest, dass das Thema der nachhaltigen Entwicklung durch seinen offenen und überzeugenden Charakter im besonderen Maße zur Stärkung der diskursiven Macht von Unternehmen beiträgt. So führten Konzerne zur Begründung ihrer Maßnahmen in erster Linie internationale Standards heran und differenzierten nicht mehr zwischen nationalen, transnationalen und internationalen Voraussetzungen. Für Kolleck bestätigt sich die Annahme, dass die Wirtschaft den Nachhaltigkeitsdiskurs zur Legitimation ihrer ökonomischen Interessen und als Instrument politischer Einflussnahme nutzt. Die Autorin resümiert, dass die Unternehmen vielfach lediglich das alte Paradigma des wirtschaftlichen Wachstums durch das neue der nachhaltigen Entwicklung ausgetauscht hätten und sich entgegen dem äußeren Anschein kein grundlegender normativer Wandel vollzogen habe.