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Heike Walk / Nele Boehme (Hrsg.)

Globaler Widerstand. Internationale Netzwerke auf der Suche nach Alternativen im globalen Kapitalismus

Münster: Westfälisches Dampfboot 2002; 221 S.; 20,50 €; ISBN 3-89691-515-0
Der Aufstand der Zapatistas 1994 in Chiapas/Mexiko und die Demonstrationen anlässlich der WTO-Tagung in Seattle im Herbst 1999 waren Initialzündungen einer transnationalen Protestbewegung, die sich gegen die Auswirkungen der Internationalisierung der Wirtschaft wendet. Fälschlicherweise wird diese Bewegung, die sich aus einer Vielzahl von Initiativen und Nichtregierungsorganisationen (NRO) zusammensetzt, als Globalisierungsgegner oder als Antiglobalisierungsbewegung bezeichnet. Im Kern geht es ihr aber um eine Globalisierungskritik. Das Neue an der Bewegung verdeutlicht das Selbstverständnis der Delegierten, die sich vor zwei Jahren auf dem Weltsozialforum (WSF) im brasilianischen Porto Alegre trafen: "Nicht nur die Globalität der Versammlung, sondern der Aufbruch zu einer gemeinsamen Interpretation von Globalisierung, die die Widersprüche des Neoliberalismus aufdeckt, steht im Vordergrund." (10) Dass sich immer mehr Menschen der globalisierungskritischen Bewegung anschließen, liegt darin begründet, dass sie die World Trade Organization (WTO), den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Weltbank als klare Gegner fokussieren. Hinzu kommen noch Bedingungen des politischen Umfeldes: Die Akzeptanz der Globalisierung sinkt. Die Bewegung rückt, weil sie emanzipatorische Antworten anbietet, ins Interesse der Medien: "Ihre historische Leistung besteht bereits jetzt darin, das Deutungsmonopol der Neoliberalen in Politik und Medien gebrochen zu haben und zum Hoffnungsträger für Veränderungen geworden zu sein." (179) Die Grundlage für die Konzeption des Sammelbandes bildet eine Tagung zum Thema "Internationale Aktionsnetzwerke - Chancen für eine neue Protestkultur?", welche die Herausgeberinnen zusammen mit der Friedrich-Ebert-Stiftung im September 2001 in Bergneustadt veranstaltet haben. Im Vordergrund standen die Entstehungsbedingungen der transnationalen Protestbewegung sowie die Vorstellung von Einzelinitiativen innerhalb der Bewegung. Mit dem Buch verbinden die Herausgeberinnen eine klare Intention: "Wir wollen mit diesem Sammelband sowohl für AktivistInnen als auch für WissenschaftlerInnen und JournalistInnen eine breite Diskussionsgrundlage über wichtige Aspekte globaler Protestformen und Netzwerke liefern." (11) Inhalt: Nele Boehme / Heike Walk: Einleitung. Globalisierung von unten: Transnationale Netzwerke in Aktion (9-24); Elmar Altvater: Von der Geoökonomie der Zukunft zur Geopolitik der Vergangenheit: Herausforderungen für Protestnetzwerke (25-39); Pierre Bourdieu: Appell für eine zivilgesellschaftliche europäische Mobilisierung (41-56); Dieter Rucht: Rückblicke und Ausblicke auf die globalisierungskritischen Bewegungen (57-81); Christian Lahusen: Internationale Kampagnen zwischen Protestereignissen und Unterhaltungsevents (83-100); Gottfried Oy: Direct Media: Internationale Protestnetzwerke auf den Spuren alternativer Öffentlichkeitsmodelle (101-117); Ulrich Brand: Glokaler Widerstand: Die zapatistische Suche nach neuen Formen radikaler Politik (119-142); Friederike Habermann: Peoples Global Action: Für viele Welten! In pink, silber und bunt (143-156); Kaisa Eskola / Felix Kolb: Attac: Entstehung und Profil einer globalisierungskritischen Bewegungsorganisation (157-167); Albrecht von Lucke: Made by Attac: Eine Marke und ihr Marketing (169-174); Peter Wahl: Globalisierungskritik im Aufwind: Zu den Bedingungen des Erfolgs der globalisierungskritischen Bewegung (175-181); Jürgen Kaiser: erlassjahr.de: Die Kampagne für Entschuldung (183-188); Daniel Mittler: Globalisierung und Nachhaltigkeit: Friends of the Earth International als umweltpolitischer Teil der globalisierungskritischen Bewegung (189-197); Anne Jung: Internationale Kampagnenarbeit in Kriegsökonomien: Der Diamantenhandel in Angola (199-209); Ronald Köpke: "Keiner zieht am selben Strang": Vom Mythos der Verträglichkeit von Nordkampagnen und Südnetzwerken (211-219).
Wilhelm Johann Siemers (SIE)
Dipl.-Politologe, Journalist, Redakteur der Sprachlernzeitschrift vitamin de, Florenz.
Rubrizierung: 4.3 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Wilhelm Johann Siemers, Rezension zu: Heike Walk / Nele Boehme (Hrsg.): Globaler Widerstand. Münster: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/16820-globaler-widerstand_19327, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 19327 Rezension drucken