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Cora Jungbluth

Going Global. Die internationale Expansion chinesischer Unternehmen

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Neue China-Studien 5); 376 S.; 69,- €; ISBN 978-3-8487-1792-7
Diss. Heidelberg; Begutachtung: B. Mittler, Y. Monschein. – Die globale Aktivität chinesischer Unternehmen wird meist unter rein ökonomischen oder politikwissenschaftlichen Aspekten untersucht. So oder so ergibt sich schnell das Bild einer durch den chinesischen Staat unterstützten oder gar gelenkten Expansion. Auf diese Weise verstärken sich mehr oder minder bewusste Ängste vor einem ausgreifenden China selbst: Wo Huawei Telekommunikationsinfrastruktur ausbaut, lauern die chinesischen Nachrichtendienste; wo chinesische Bergbauunternehmen tätig sind, sichert sich der chinesische Staat strategisch wichtige Ressourcen. Dieses vereinfachende Bild wird von Cora Jungbluth hinterfragt. Sie analysiert, ob und inwiefern sich international expandierende chinesische Unternehmen von ihren westlichen Gegenstücken unterscheiden, vor allem im Hinblick auf die Einflussnahme des Staates. Bei der Beantwortung geht die Autorin interdisziplinär vor. Neben wirtschafts‑ und sozialwissenschaftlichen Aspekten stützt sie sich dabei vor allem auf ihre sinologische Kompetenz. Im Kern bestätigt sie, wenig überraschend, den erheblichen politischen Einfluss bei unternehmensstrategischen Entscheidungen und die prominente unterstützende Rolle des Staates bei Vorbereitung und Durchführung internationaler Expansion. Es gibt jedoch auch unerwartete Ergebnisse: So wird überzeugend aufgezeigt, dass die seit Anfang des Jahrtausends offiziell ausgerufene chinesische Going‑Global‑Strategie in einem komplexen Interaktionsprozess aus politischen Akteuren und bereits auslandserfahrenen Unternehmen entworfen wurde. Chinesische Unternehmen exekutieren demnach nicht einfach eine politisch‑ökonomische Grand Strategy, sondern sind, ähnlich wie in westlichen Volkswirtschaften, durchaus einflussreiche Akteure, die ihre unternehmerischen Interessen in den politischen Prozess einbringen. Die Interaktion zwischen Unternehmen und chinesischer Politik wiederum ist durch Netzwerke, Konflikte und Formen des Interessenausgleichs geprägt, die für das politische System der Volkrepublik China typisch sind. Mit westlich geprägten Ansätzen der Wirtschafts‑ und Sozialwissenschaften wird man, so das Credo der Arbeit, die internationale Expansion chinesischer Unternehmen nur unzureichend analysieren können. Daher ist diese Studie vor allem ein Plädoyer für eine stärkere Einbeziehung der Sinologie in die Forschung zum internationalen Engagement chinesischer Unternehmen.
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Rubrizierung: 2.682.2624.22 Empfohlene Zitierweise: Christian Becker, Rezension zu: Cora Jungbluth: Going Global. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38866-going-global_46847, veröffentlicht am 17.09.2015. Buch-Nr.: 46847 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken