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Heinz A. Richter

Griechenland 1940-1950. Die Zeit der Bürgerkriege

Ruhpolding: Verlag Franz Philipp Rutzen 2012 (Peleus 59); 484 S.; 49,- €; ISBN 978-3-447-06704-1
In früheren Veröffentlichungen hat sich Heinz A. Richter mit den sogenannten Ersten und Zweiten Runden des Bürgerkrieges in Griechenland beschäftigt und damit die Kämpfe zwischen der Nationalen Republikanischen Griechischen Liga (EDES) und der kommunistischen Volksbefreiungsarmee ELAS 1943/44 in Epirus und die britische Intervention im Dezember 1944 mit dem Ziel der Zerschlagung der linken Résistance akribisch analysiert. Diese Erkenntnisse stellt er in seinem nun publizierten Buch nochmals auf den ersten knapp 200 Seiten dar und analysiert darauf aufbauend die Dritte Runde, den Großen Bürgerkrieg von 1946 bis 1949. Damit komplettiert er seine bisherigen Forschungen zu diesem Thema, zu dem es zwar schon Veröffentlichungen gibt, diese beschränken sich meist aber auf militärhistorische Betrachtungen oder aber sind propagandistisch gefärbt. Der Schwerpunkt bei Richter liegt hingegen „auf der politischen Entwicklung, aber die jeweiligen militärischen Ereignisse werden ebenfalls dargestellt, wenn auch knapper als in den militärhistorischen Beschreibungen. Das Ziel ist eine möglichst ausbalancierte Darstellung der Entwicklung auf beiden Seiten und zugleich eine Einordnung in den internationalen Rahmen.“ (14) Die Schwierigkeiten bei der Umsetzung sind in der ausführlichen Einleitung nachzulesen. Umso bemerkenswerter ist, dass Richter dank seines unermüdlichen Quellenstudiums und des kritischen Umgangs mit geschönter Geschichtsschreibung seine Analysen vollenden konnte. Aus ihnen wird deutlich, dass sich die Anhänger der Linken und die Anhänger der Monarchisten zum Teil erbittert in den Bergen Griechenlands gegenüberstanden, aber aufgrund der asymmetrischen Kriegsführung keine der beiden Parteien gewinnen konnte. Dies änderte sich erst, als der kommunistische Generalsekretär Nikolaos Zachariadis die Partisanentaktik auf eine konventionelle Kriegsführung umstellte und seinem Gegner damit Vorteile verschaffte. Weitere Fehler des Kommunisten wie etwa die Parteinahme für Stalin und das Kominform sowie die Mazedonienpolitik läuteten das Ende des Krieges ein. Auch die Unterstützung Titos – trotz der Parteinahme Zachariadis‘ für Stalin – konnte an der Niederlage der Kommunisten nichts mehr ändern. Wie Richter am Ende treffend feststellt, verhinderte der Bürgerkrieg einen zügigen und effektiven Wiederaufbau Griechenlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Richters Analyse hat den ersten heißen Krieg im Kalten Krieg zum Gegenstand und wird maßgeblich für die weitere Griechenlandforschung sein.
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Rubrizierung: 2.61 | 2.25 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Heinz A. Richter: Griechenland 1940-1950. Ruhpolding: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35261-griechenland-1940-1950_42464, veröffentlicht am 04.10.2012. Buch-Nr.: 42464 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken