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Brigitte Stolz-Willig / Jannis Christoforidis (Hrsg.)

Hauptsache billig? Prekarisierung der Arbeit in den sozialen Berufen

Münster: Westfälisches Dampfboot 2011; 245 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-89691-890-1
Ein wesentliches Kennzeichen der mit den sogenannten Hartz-Reformen eingeleiteten Wende in der deutschen Arbeitsmarktpolitik ist die Ausweitung des Niedriglohnsektors. In der Öffentlichkeit sind die Folgen dieser Umsteuerung überwiegend an der Zunahme von Billigjobs im Hotel- und Gaststättengewerbe, im Einzelhandel oder im Sicherheitsgewerbe diskutiert worden. Dass auch das Feld der sozialen Berufe seit Langem einer fortschreitenden Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse ausgesetzt ist, zeigt dieser Sammelband – dessen Autorinnen und Autoren teils aus der Arbeitsmarktforschung, teils aus der Sozialarbeitswissenschaft stammen – in überzeugender Weise. Als empirische Belege dieses Trends können einerseits die steigende Niedriglohnquote in den sozialen Berufen, andererseits die Ausbreitung von unsicheren Beschäftigungsformen in Gestalt von Honorarverträgen, Leiharbeit oder 1-Euro-Jobs gelten. Angesichts des hohen Frauenanteils in Sozialen Berufen verfestigt diese Entwicklung die Geschlechtersegregation in diesem Arbeitsmarktsegment. Zu Recht unterstreichen etliche Beiträge, dass die Prekarisierung der sozialen Berufe vor dem Hintergrund des sozialstaatlichen Paradigmenwechsels hin zum Aktivierenden Staat gesehen werden muss. Die damit einhergehende Ökonomisierung des Sozialen betrifft nicht nur Beschäftigungsverhältnisse und Tarifstrukturen. Die Implementierung einer Marktlogik schwächt die Position der gemeinnützigen Wohlfahrtsverbände und droht – wenn hier betriebswirtschaftliches Kalkül zur maßgeblichen Orientierung werden sollte – zu einer Deprofessionalisierung sozialer Arbeit zu führen. Der Band schließt mit zwei Beiträgen über mögliche Gegenstrategien – dem gewerkschaftlichen Konzept der „Guten Arbeit“ und der Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.343 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Brigitte Stolz-Willig / Jannis Christoforidis (Hrsg.): Hauptsache billig? Münster: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34541-hauptsache-billig_41488, veröffentlicht am 05.07.2012. Buch-Nr.: 41488 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken