Politikwiss. Diss. FU Berlin; Gutachterin: M. Braig. – Die Weltbevölkerungskonferenz 1994 in Kairo hat, so die Autorin, zu einem Paradigmenwechsel geführt: Nachdem sich zahlreiche feministische NGOs und Gruppen der Frauengesundheitsbewegungen in den 70er- und 80er-Jahren noch engagiert gegen die zum Teil drastische Verletzung reproduktiver Rechte durch internationale Bevölkerungsprogramme engagiert hatten, ließen sie sich im Zuge der Kairo-Konferenz vom bevölkerungspolitischen Establishment vereinnahmen: Im gemeinsamen Aktionsprogramm wurden zwar genderpolitische Forderungen aufgenommen, gleichzeitig schreibt es das Ziel der Senkung der weltweiten Geburtenraten weiterhin fest. Geleitet von der Hypothese der gegenseitigen Beeinflussung makro- und mikropolitischer Variablen der Bevölkerungspolitik sucht die Autorin aus einer herrschaftskritischen Perspektive und mit einem mehrstufigen, hochkomplexen, auf staatstheoretischen und diskursanalytischen Ansätzen beruhenden Analyserahmen zu erkunden, wie es zu diesem Kairo-Konsens und seiner „ideologische[n] Schizophrenie“ (313) kommen konnte. Detailliert und kenntnisreich arbeitet sie die Kontinuitäten und Brüche im Bevölkerungsdiskurs heraus und fördert „mehrere Verschiebungen“ (318) in der Transformation der Bevölkerungspolitik zutage. In diesem Prozess habe der Erfolg der Kategorie Gender letztlich zu einer Entpolitisierung der Bevölkerungsproblematik beigetragen. Die Arbeit besticht durch ihren umfassenden und vielschichtigen Analyseansatz, der zahlreiche Schnittstellen zu aktuellen Diskursen aufzeigt. Doch leider ist sie aufgrund der hochgradig „verwissenschaftlichten“ Ausdrucksweise der Autorin, der zahllosen Bandwurmsätze und unmäßigen Substantivierungen äußerst mühsam zu lesen.