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Cem Özdemir

Ich bin Inländer. Ein anatolischer Schwabe im Bundestag. Aufgezeichnet von Hans Engels

München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1997; 278 S.; 26,- DM; ISBN 3-423-24109-8
Özdemir ist der erste Abgeordnete im Deutschen Bundestag, der der zweiten Generation der seit den 60er und 70er Jahren in die Bundesrepublik gekommenen Einwanderer angehört. Einleitend schildert der Autor, wie sich ihm die Frage der Identität erst konkret stellte, als er - schon Mitglied des Bundestages - von Medienvertretern und Parlamentskollegen darauf angesprochen wurde. Die teils überraschte Reaktion auf seine Antwort, "deutscher Staatsbürger türkischer Herkunft" (6) oder "anatolischer Schwabe" (7) zu sein, zeigt neben anderen Beispielen, über die Özdemir berichtet, wie wenig Deutschland die Realität eines Einwanderungslandes akzeptiert hat. Özdemir erzählt von seinem Aufwachsen im schwäbischen Bad Urach, von ersten politischen Aktivitäten an der Schule und schließlich bei den Grünen. Der Weg in den Bundestag und die anfänglichen Erfahrungen dort sind einerseits typisch für eine politische Karriere, andererseits untypisch, wie beispielsweise das große Interesse der Medien an dem Jungparlamentarier oder feindselige Reaktionen aus der Bevölkerung. Fragen des Staatsbürgerrechts und der Lebensbedingungen der Einwanderer sowie die Situation der Kurden und die Haltung zur Türkei wurden teils gewollt, teils unvermeidbar zu den zentralen politischen Themen Özdemirs. Aus dem Inhalt: Mehr Türke als Deutscher; Ein neuer Landsmann; Das Politische ist privat; Grün hinter den Ohren, grün in der Politik; Mein langer Marsch gegen die Institutionen oder: Wie ich Deutscher wurde; Weg von zu Hause, hinein in die türkische Community; Die etwas andere Ochsentour in den Parteivorstand; Ein Zufallstreffen und der Weg in den Vorstand; Politik, professioneller; Yesiller-Grüne und Immi-Grün; Die Zeit vor den Lichterketten; Ausnahmezustand für "Ausländer"; Kandidaten-Check durch die Ethno-Brille; Wahlheimat Ludwigsburg; Auf nach Bonn; Mediendemokratie; Ein Fahrrad für das "Gastarbeiterkind"; Meine erste Fraktionssitzung; Die Pizza-Connection der 89er; Heimat, fremde Heimat - Annäherungen an die Türkei; Raushalten unmöglich - die Kurdenfrage; Die türkische Presse und ich; Ein Einwanderungsland, das keines sein will; Eine Identität - ein Paß; Diskriminierung und Rassismus feiern fröhliche Urständ; Zuwanderung - kein Grund zur Panik.
Julia von Blumenthal (JB)
Prof. Dr., Institut für Sozialwissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin.
Rubrizierung: 2.3 | 2.321 | 2.35 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Julia von Blumenthal, Rezension zu: Cem Özdemir: Ich bin Inländer. München: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/3018-ich-bin-inlaender_3941, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 3941 Rezension drucken