Was bedeutet das Konzept der Inneren Führung für die Bundeswehr heute – vor allem für die Soldatinnen und Soldaten, deren vornehmliche Aufgabe nicht mehr die Verteidigung der unmittelbaren Heimat ist, sondern die im Ausland eingesetzt werden und sich dabei – wie der Blick auf den Einsatz in Afghanistan zeigt – keineswegs einer breiten öffentlichen Zustimmung sicher sein können? Dieses Thema wurde im Rahmen der 3. Baudissin Memorial Lecture erörtert, die Beiträge beruhen auf diesen Vorträgen. Auch wenn dem Band keine Angaben zu den Verfassern beigefügt sind, erschließt sich doch schnell deren vor allem militärsoziologischer Zugang zum Thema. Die Autoren Heiko Biehl, Peter Buchner und Gerhard Kümmel argumentieren durchgängig explizit zugunsten des Konzepts der Inneren Führung. Dabei bemühen sie sich vornehmlich um Definitionen, die der Gegenwart angepasst sind, weniger um die empirisch gemessene Wirklichkeit. Das Thema verbleibt damit nach wie vor in einer gewissen Unschärfe. Deutlich wird dies beispielsweise, wenn für die Begründung der Legitimation des Einsatzes in Afghanistan als zentrales Argument herangezogen wird, dass sich die Soldatinnen und Soldaten mit dem Ziel, dort die friedliche Entwicklung zu unterstützen, identifizieren. Es bleibt die Frage, ob diese Motivation nicht doch auch in anderen beteiligten Armeen – ohne Innere Führung – vorliegt. Aber es fehlt ein ländervergleichender Beitrag, mit dem das Profil der Inneren Führung hätte abgegrenzt werden können. Insgesamt scheint der Band so vor allem der Selbstvergewisserung der attraktiven Idee vom „Staatsbürger in Uniform“ zu dienen.