Skip to main content
Sonja Kohlmann

Institutioneller Wandel in Europa. Der Einfluss der europäischen Integration auf die Regionalisierung in Schottland

Freiburg i. Br.: Arnold-Bergstraesser-Institut 2002 (Freiburger Schriften zur Politikwissenschaft 11); 109 S.; 11,- €; ISBN 3-928597-35-3
Die schottischen Bemühungen um mehr Autonomie seien in den letzten Jahren erfolgreicher denn je verlaufen, so die Autorin. Insbesondere die Errichtung eines schottischen Regionalparlamentes sei deutlicher Ausdruck dieses so genannten „Devolution"-Prozesses. Die Schaffung einer regionalen Repräsentationsebene lässt sich indes nicht mehr mit alten Erklärungsansätzen wie „Steigerung der administrativen Effizienz, Stimulierung regionalen Wirtschaftswachstums oder Befriedung regionalistischer Forderungen" (12) in Zusammenhang mit nationalistischen Bestrebungen erklären. Repräsentationsmechanismen auf der europäischen Ebene und deren Betonung subsidiärer Verfahren habe die Akteursqualität regionaler schottischer Akteure aufgewertet. Dies und die erprobten Verfahren auf der supranationalen Ebene würden auf die nationale Politik wirken, sodass der britische Zentralismus nicht mehr die einzige Gestaltungsoption darstelle; die Europäisierung fördere also zumindest mittelbar regionalistische Tendenzen. Trotzdem bedeute dies keine Abkehr vom Nationalstaat, sondern lediglich ein Aufbrechen alter und eine erneute Einbettung in neue größere Strukturen. Kohlmanns Ergebnisse liefern einige Erkenntnisse für die Europaforschung: Insbesondere sei die „europäische Integration prinzipiell in der Lage, die institutionellen Traditionen der Mitgliedstaaten den europäischen anzupassen" (95), was aber nicht uniform, sondern diesen Gegebenheiten angepasst verlaufe. Die Identifikation der Bevölkerung mit ihrer Region sei von besonderem Belang, zudem entständen „administrative, wirtschaftliche und partizipatorische Gründe für Dezentralisierung" (96). Die notwendigen rechtlichen und politischen Anpassungen der EU, um die gewonnenen Erkenntnisse auch für andere Fälle nutzbar zu machen, bilden Gegenstand des abschließenden Ausblicks. Aus dem Inhalt: 2. Regionalisierung unter dem Aspekt nationaler Politik: 2.2. Nationale Bedingungen für Regionalisierung in Schottland. 3. Die prägende Kraft der Institutionen: 3.1. Dezentralisierung oder Dekonzentration? Die Rolle nationaler institutioneller Traditionen. 4. Regionalisierung unter dem Aspekt europäischer Mehrebenenpolitik: 4.2. Devolution als Folge der Europäisierung der schottischen Agenda.
Florian Peter Kühn (KÜ)
Dr., M. P. S., wiss. Mitarbeiter, Institut für Internationale Politik, Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg.
Rubrizierung: 2.61 | 2.21 | 3.7 Empfohlene Zitierweise: Florian Peter Kühn, Rezension zu: Sonja Kohlmann: Institutioneller Wandel in Europa. Freiburg i. Br.: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/18235-institutioneller-wandel-in-europa_21085, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 21085 Rezension drucken