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Ina Peters

Interessen und Ideen in multilateralen Handelsbeziehungen. Eine Analyse der Regierungsposition Brasiliens in den DDA- und FTAA-Verhandlungen

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2010 (Europäische Hochschulschriften: Reihe XXXI, Politikwissenschaft 583); XXXI, 99 S.; 19,80 €; ISBN 978-3-631-59979-2
Magisterarbeit (European Culture and Economy) Bochum. – Zwar habe sich Brasilien in den vergangenen zwei Jahrzehnten wirtschaftlich geöffnet, schreibt Peters, aber dennoch lasse das außenpolitische Verhalten gewisse Ambivalenzen erkennen. Während das Land einerseits Interesse an ökonomischer Liberalisierung demonstriere, neige es andererseits zum Protektionismus und zeige eine „Vermeidungs-“ respektive eine „Konfrontationsstrategie“ (2). Die Autorin sucht hierfür eine Erklärung und fragt, welchen Einfluss „endogene materielle Interessen und gesellschaftliche Ideen auf die Herausbildung einer liberalen oder protektionistischen Regierungsposition Brasiliens in multilateralen Handelsbeziehungen“ (3) haben. Zur Beantwortung dieser Frage wählt sie einen akteursorientierten Ansatz, der die Regierungsposition als Ergebnis gesellschaftlicher Einflüsse versteht. In zwei Fallstudien, der Doha-Entwicklungsrunde und der Gesamt-Amerikanischen Freihandelszone, wird jeweils der Einfluss von Interessen und Ideen auf die brasilianische Regierungsposition herausgearbeitet. Dabei wurde deutlich, dass in beiden Fällen sowohl materielle Interessen als auch gesellschaftliche Ideen die Regierungspositionen beeinflussten. Regierung und Interessengruppen arbeiteten teilweise eng zusammen, die Kooperation sei von der Regierung sogar erwünscht gewesen, das gelte besonders für die Regierung Lula. Zwar seien die Regierungspositionen in erheblichem Maße von den Vertretern der modernen Agrarwirtschaft beeinflusst worden, aber dennoch habe die Regierung die Liberalisierungsinteressen des Agrarsektors nicht uneingeschränkt vertreten. Die Regierung Lula habe sich „überdurchschnittlich stark“ (92) für die Armutsbekämpfung und die Idee der internationalen Solidarität eingesetzt. In der vergangenen Dekade sei es den jeweiligen Regierungen gelungen, in der Bevölkerung die Idee des Freihandels, die in den 90er-Jahren nur als „Eliten-Idee“ (96) vorhanden gewesen sei, zu propagieren. Denn die Handelsliberalisierung werde als eine Möglichkeit zur Förderung der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung Brasiliens gesehen. Wenn Interessen und Ideen sich deckten, greife die Regierung diese in ihrer Stellungnahme auf. Unterschieden sie sich, komme es „zu einem verstärkten Einfluss von Prozessideen“ (99), lautet Peters Ergebnis .
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.22 | 2.65 | 4.44 | 4.5 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Ina Peters: Interessen und Ideen in multilateralen Handelsbeziehungen. Frankfurt a. M. u. a.: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32674-interessen-und-ideen-in-multilateralen-handelsbeziehungen_39010, veröffentlicht am 25.10.2010. Buch-Nr.: 39010 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken