Der Band ist der zweite des Projekts „Islamfeindlichkeit versus Islamverherrlichung“ (siehe auch Buch-Nr. 36482). Die 60 Autoren aus zwölf Disziplinen haben kurze, essayistische Beiträge verfasst, die gleichermaßen eine hohe Interdisziplinarität sowie eine Offenheit für einen breiten Leserkreis gewährleisten. Dass dabei vieles nur kursorisch behandelt wird, ist gewollt. Das zentrale Anliegen ist dabei, eine wissenschaftlich fundierte, stets an der Sache orientierte Kritik zu formulieren und diese in konkrete Anregungen münden zu lassen, die zu einem besseren Zusammenleben in Deutschland und Europa beitragen könnten. Im ersten Abschnitt des Buches konzentrieren sich die Autoren auf theologische und islamrechtliche Aspekte, im zweiten auf Fragen des Alltags und der modernen Quelleninterpretation. Im letzten Abschnitt werden als Fallbeispiele einzelne Personen und Organisationen beleuchtet. Die bei diesem Thema sonst typischen alarmistischen oder beschwichtigenden Untertöne fehlen vollständig. Es wird ein breiter Überblick über den aktuellen Stand in den beteiligten Wissenschaften sowie im innerislamischen Diskurs vermittelt. Neben den lesenswerten Beiträgen bekannter Autoren wie Lamya Kaddor und Katajun Amirpur liefert Harry Harun Behr wichtige Denkanstöße zur Individualisierung im Islam; Rauf Ceylan präsentiert eine der seltenen qualitativen Studien zu Imamen in Deutschland. Durch das breite Themenspektrum und die durchweg differenzierte Darstellung ist der Sammelband zusammen mit dem ersten Buch ein klassisches Einführungswerk. Zugleich lassen sich einzelne Argumente rasch nachschlagen.