Im Mittelpunkt steht der deutsche und europäische Liberalismus im Zeitalter von Eugen Richter (1838-1906), dem ein Kolloquium der Friedrich-Naumann-Stiftung im Oktober 2006 in Gummersbach gewidmet war. Der Freisinnige, „eine sehr zentrale Figur für den Linksliberalismus“ (32), sei von Zeitgenossen und Nachwelt äußerst unterschiedlich beurteilt worden, bemerkt Frölich. Sein öffentliches Wirken sei von einer gewissen Tragik gekennzeichnet gewesen, wie es der Nachruf von Friedrich Naumann zum Tode Richters zum Ausdruck brachte: Richter „hatte das Schicksal, das Rückzugsgefecht des deutschen Liberalismus führen zu müssen, und konnte dabei wenig wirklich frohe Tage erleben“. In diesem Nachruf sprach Naumann, der ebenfalls zu den Vertretern des Linksliberalismus zählte, den entscheidenden Streitpunkt an: die Haltung zur Arbeiterbewegung, zur Sozialdemokratie. „Richter stand der Sozialdemokratie mit schroffer Feindseligkeit gegenüber.“ (101 f.) Um Richters politische Bilanz besser einordnen zu können, wird sie in den Zusammenhang mit der allgemeinen Entwicklung der liberalen Parteien innerhalb des Deutschen Kaiserreiches und in den großen Nachbarstaaten im Westen und Süden gestellt. Zudem werden mit Richters Konzept konkurrierende Modelle liberaler Politik analysiert. In zwei weiteren Beiträgen geht es um die Aufzeichnungen Eugen Schiffers aus dem Zweiten Weltkrieg und die liberale Kommunalpolitik in Göttingen nach 1945. Außerdem werden in diesem Band rund 15 wissenschaftliche Neuerscheinungen zum Liberalismus und Bürgertum vorgestellt.