Die Herausgeberin wendet sich dagegen, die Neunzigerjahre als verlorenes Jahrzehnt für Japan abzuqualifizieren. Sie weist auf die umfassenden Veränderungen in der japanischen Gesellschaft hin, die eine derart pauschale Beurteilung dieser Zeitspanne nicht rechtfertigten. In den einzelnen Beiträgen befassen sich Japan-Experten mit den ökonomischen, sozialen und politischen Entwicklungen im Japan der Neunzigerjahre. Die Aufsätze basieren auf Vorträgen, die im Jahr 2002 auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für sozialwissenschaftliche Japanforschung an der Universität Halle gehalten wurden. Im engeren Sinne politikwissenschaftlich interessant sind vor allem die Beiträge von Kenji Hirashima über Japans politische Ökonomie, Reinhard Driftes Analyse des inkrementellen Wandels der japanischen Außenpolitik in Asien und Wilhelm Vosses Untersuchung der Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure in der japanischen Politik. Ganz im Gegensatz zu denjenigen Stimmen, die Japan in erster Linie als immobil kennzeichnen, sieht Vosse durchaus erste Ansätze zur Herausbildung einer Zivilgesellschaft. Es bleibe jedoch noch ein weiter Weg bis zu einem Gleichgewicht zwischen staatlichen und gesellschaftlichen Akteuren. Aus dem Inhalt: Andreas Moerke: Quo vadis keiretsu? Structural Change in Japanese Inter-firm Relations in the 1990s (11-31) Silke Bromann: Subcontracting Industries in Japan in the 1990s (33-54) Takeo Kikkawa: Japanese Corporations in the 1990s - the End of the „Japanese Style“ Management? (55-75) Franz Waldenberger: Changes in the Japanese Employment System - Facts and Speculations (77-101) Mikiko Eswein: The Change of Personnel Development Within Japan's Large-scale Enterprises Since 1947 With Regard to the Professionalisation of Blue- and White-collar Work (103-117) Kenji Hirashima: Political Immobilism, Economic Malaise, and Institutional Changes: Japan's Political Economy in the Lost Decade (119-132) Reinhard Drifte: Japan's Position in the Asian Context Since the 1990s (133-148) Paul Kevenhörster: Changes in Political Paradigms: the End of One-Party-Dominance? (149-153) Wilhelm Vosse: Civil Society in Times of Depolitisation: Do NPOs and Referenda Make a Difference in Japan in the 1990s? (155-178) Gesine Foljanty-Jost: The End of a Success Story? Japanese Education and Educational Policy in the 1990s (179-196) Gebhard Hielscher: The Yasukuni Jinja Debate - Dealing With Symbols of the Past (197-211) Steffi Richter: The history textbook controvery as an indicator of national self-reflection (213-224)