Erst 1992 verabschiedet das japanische Kabinett die so genannte „ODA-Charta", in der erstmals rechtsverbindliche Leitlinien festgelegt wurden, mit denen eine Angleichung der japanischen Entwicklungspolitik an internationale Qualitätskriterien gewährleistet werden sollte. Die Autorin fragt, ob dies einem Paradigmenwechsel in der japanischen Entwicklungspolitik gleichkam oder lediglich die Selbstdarstellung der japanischen Außenpolitik korrigiert werden sollte. Trotz hoher finanzieller Aufwendungen war der japanischen Entwicklungspolitik immer vorgeworfen worden, sie diene in erster Linie der Exportförderung. Rohde legt den Schwerpunkt ihrer Analyse auf die an der Entwicklungspolitik beteiligten Institutionen. Als Analysemodell nutzt sie Lepsius Überlegungen zur dynamischen, wechselseitigen Entwicklung von Interessen, Ideen und Institutionen. Die „ODA-Charta" von 1992 interpretiert sie als neue Leitlinie und untersucht, wie die beteiligten Institutionen im komplexen System der japanischen Bürokratie darauf reagierten. Dazu stellt sie zunächst die traditionell starke Rolle der bürokratischen Akteure in der japanischen Politik im Allgemeinen vor, um dann auf die Leitlinien der Entwicklungspolitik vor der „ODA-Charta" einzugehen. Am Beispiel der Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika zeigt sie anschließend, welche Maßnahmen ergriffen wurden, um die Vorgaben der Charta umzusetzen. Im Ergebnis stellt sie fest, „dass sich dauerhafte Veränderungen abzeichnen, die nicht allein als symbolische Politik gewertet werden können" (230). Aber obwohl politische Kriterien nunmehr eine größere Rolle spielen, habe sich an der ineffizienten Organisation der Vergabepraxis, am Mangel an Fachpersonal sowie an der Verflechtung mit der Privatwirtschaft bislang wenig geändert. Langfristig erwartet Rohde jedoch eine Trennung von Außenwirtschafts- und Entwicklungspolitik.