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Sebastian Grosser

Japans neue Rolle. Die veränderte Sicherheitspolitik unter Junichiro Koizumi

Marburg: Tectum Verlag 2011 (Politikwissenschaften 44); 129 S.; pb., 24,90 €; ISBN 978-3-8288-2657-1
„Warum bricht Japan unter Junichiro Koizumi mit einer bewährten Sicherheitspolitik?“ (17) Diese Frage beantwortet Grosser im Rahmen der Theorie des Neorealismus. Angelehnt an Kenneth N. Waltz wird daher überprüft, ob die japanische Sicherheitspolitik durch strukturelle Einflüsse ausgestaltet wird. Ausgangspunkt ist die traditionelle japanische Außen- und Sicherheitspolitik nach 1945, die gemäß der Verfassung durch strikte Neutralität und Gewaltverzicht in den Außenbeziehungen geprägt war. Charakteristisch war außerdem, so erläutert der Autor, stets die enge Anbindung an die USA sowie der hohe Stellenwert der „Handelspolitik als legitimes Mittel zur Durchsetzung nationaler Interessen“ (14). Mit dem Amtsantritt von Ministerpräsident Koizumi 2001 aber „erfährt die japanische Sicherheitspolitik eine offensichtliche Zäsur“ (15). Sichtbarstes Indiz dafür ist das japanische Engagement an der Seite der USA im Irak und in Afghanistan. Die japanischen Soldaten wurden allerdings nicht unmittelbar im Kampf eingesetzt. Gemäß dem neorealistischen Annahmen beschäftigt sich Grosser vor allem mit den Rollen der wichtigsten Bezugsgrößen der japanischen Außen- und Sicherheitspolitik, mit China, Nordkorea und den USA. Die beiden asiatischen Staaten werden hinsichtlich ihres Bedrohungspotenzials vorgestellt, zudem wird auf den Bedeutungszuwachs Chinas durch seine wirtschaftliche Entwicklung hingewiesen. Für die USA stellt Grosser fest, dass sie im Gegensatz zu ihrem japanischen Verbündeten vor allem im internationalen Terrorismus und in der Lage im Mittleren Osten eine Bedrohung sehen. Aufgrund dieser Konstellationen hat Japan, so die Schlussfolgerung, seine Außen- und Sicherheitspolitik geändert mit dem Ziel, den Status quo zu bewahren: Das enge Bündnis mit den USA soll erhalten und damit eine Eindämmung bzw. ein Schutz vor den chinesischen und nordkoreanischen Bedeutungszuwächsen und Bedrohungen gesichert werden. Die – angesichts des Buchumfangs eher knappe – Argumentation mag zwar in sich schlüssig sein. Der Autor hat allerdings nur deutsch- und englischsprachige Publikationen ausgewertet. Darunter befinden sich zwar auch drei Papiere des japanischen Außenministeriums. Japanischsprachige Quellen wurden aber nicht berücksichtigt, was ganz sicher ein Manko der Arbeit ist – auch wenn die theoretische Annahme von Staaten als Einheiten ausgeht, fehlt doch ganz offensichtlich ein Abgleich der Thesen mit der innenpolitischen Debatte über den außenpolitischen Kurswechsel.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.22 | 2.68 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Sebastian Grosser: Japans neue Rolle. Marburg: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34628-japans-neue-rolle_41613, veröffentlicht am 05.04.2012. Buch-Nr.: 41613 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken