Die japanische Außen- und Sicherheitspolitik ist seit langem durch den Vorrang des Konzepts der umfassenden Sicherheit vor rein militärischen Sicherheitsmaßnahmen gekennzeichnet. Japan hat stets versucht, seine vitalen Interessen mithilfe politischer und ökonomischer Kooperation zu sichern. Für die militärische Sicherheit verließ das Land sich weitgehend auf den amerikanischen Sicherheitsschirm. Die beiden Autoren untersuchen, ob dies auch heute noch so zutrifft. Nabers beschäftigt sich zu diesem Zweck mit umfassender Sicherheit als Ziel der japanischen Außenhandelspolitik in den Beziehungen zu China, Nordkorea, Südkorea sowie zu Südostasien. Kevenhörster zeichnet dann für die Analyse der japanischen Entwicklungspolitik im Hinblick auf das Konzept der umfassenden Sicherheit verantwortlich. In theoretischer Hinsicht behalten beide stets die überwölbende Fragestellung nach der Erklärungskraft des strukturellen Realismus im Auge. Sie kommen zu dem Schluss, dass militärpolitische Überlegungen weiterhin „keine zentrale Rolle im größeren Rahmen der japanischen Außenpolitik" spielen (142). Der Realismus greift aus Sicht beider Autoren bei der Erklärung dieser auf Kooperation ausgerichteten Politik zu kurz. Die Hinwendung Japans zu einer stärkeren Kooperation in Ostasien legt für sie einen Rückgriff auf internationalistische und konstruktivistische Annahmen nahe: „Die weitere wissenschaftliche Analyse der japanischen Außenpolitik wird nicht umhin kommen, sowohl materielle als auch ideelle Faktoren zu berücksichtigen. Interessen und Identitäten lassen sich nicht trennen." (148)