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John Holloway

Kapitalismus aufbrechen. Aus dem Englischen übersetzt von Marcel Stoetzler

Münster: Westfälisches Dampfboot 2010; 276 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-89691-863-5
Die Gesellschaft muss verändert werden, lautet der Standpunkt Holloways. Denn haben wir nicht „einen Zustand erreicht, in dem es einfacher ist, sich die völlige Vernichtung der Menschheit vorzustellen, als eine Veränderung in der Organisation einer unzweifelhaft ungerechten und zerstörerischen Gesellschaft“? (13). Zwei grundlegende Argumente zur Frage, wie eine Veränderung aussehen könnte, ziehen sich durch das Buch. Zum einen möchte Holloway weniger konkrete Strategien vorstellen als vielmehr eine Methode – und zwar die Methode des Aufbrechens. Aufbrechen bedeutet für Holloway, die Risse und Sprünge zu suchen, welche das kapitalistische System wie jedes andere System auch kennzeichnen. Das Ziel der Methode des Aufbrechens ist dabei nicht, die große Revolution zu schaffen und das System zum Einsturz zu bringen; vielmehr geht es ihm darum, zu verhindern, dass sich der Kapitalismus in jeder Krise wieder neu erfindet – und zugleich immer neue Opfer zurücklässt. Dieses schrittweise Aufbrechen einer ungerechten Gesellschaft – und das ist die zweite Grundannahme – findet tagtäglich (bewusst oder unbewusst) statt, und zwar nicht in erster Linie durch Aktivisten und große Demonstrationen, sondern als „Ergebnis kaum sichtbarer Transformationen der alltäglichen Tätigkeiten von Millionen Leuten“ (18), ihrer Alltagsstrategien, mit denen diese die Risse und Leerstellen im System nutzen, um sich Freiheiten zu schaffen, welche das System nicht vorsieht. Das zu verstehen ist laut Holloway der Grundstein jeder gesellschaftlichen Veränderung. Auf diesen Grundannahmen aufbauend, entwickelt er in insgesamt 33 thesenartig formulierten Kapiteln, wie ein solcher Prozess des Aufbrechens aussehen kann. Er zeigt, wie der Kapitalismus sich den Begriff der Arbeit angeeignet hat, um Tätigkeiten außerhalb der Systemlogik immer weiter zu reduzieren – und wie wir diese Entwicklung schrittweise umkehren können, indem wir von der Arbeit wieder zum Tätigsein zurückkehren. In diesem Sinne ist das Buch auch eine Theorie des kapitalistischen Systems, Holloway versucht jedoch gleichermaßen, die Basis für einen neuen Dialog zwischen Theorie und Aktivismus zu entwickeln.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.42 | 5.45 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: John Holloway: Kapitalismus aufbrechen. Münster: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33164-kapitalismus-aufbrechen_39632, veröffentlicht am 22.12.2010. Buch-Nr.: 39632 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken